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Nehmen ist seliger denn Geben
04. Dezember 2008, 16:31 Uhr von erik
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Eigentlich wollte ich das überflüssige Demo von Wolfsgrey nur mit ein paar Zeilen abfertigen, doch dann bin ich auf der Seite des Labels über einen Text gestolpert, der mich schmunzeln machte. Diese kleine Anekdote möchte ich euch nicht vorenthalten.
Mirgilus Siculorum Records betreiben gleichzeitig ein Magazin (Cross Of Black Steel). Für Labels, die ihre Sachen im COBS rezensiert haben möchten, gibt es eine ellenlange Liste mit Richtlinien, die unter anderem folgende Passage enthalten:
You may send only "real" copies of your CD. If you send us your CD on a CD-R we will not review it and we will not play it either.
The only situations in which we will accept CD-R's are:
if your release is ONLY available as a CD-R and not in any other format (if you run a CD-R label or if your band's release is only available as a CD-R).
Warum das interessant ist? Nun, das Wolfsgrey-Demo ist als Kassette veröffentlicht worden, zwecks Besprechung habe ich allerdings - ihr ahnt es - eine CD-R erhalten. Damit ich nicht missverstanden werde: MICH stört das nicht. Ich sehe Promos in erster Linie als Entsorgungsproblem und bin deshalb zu Rezensionszwecken mit mp3 mehr als zufrieden. Die generieren wenigstens nicht die Sorte Müll, die man bei -15 Grad raustragen muss. Was mich hier amüsiert, ist die Scheinheiligkeit und Doppelmoral der Label-Magazin-Kombination. Als Label wollen die Leute sparen, als Magazin wollen die gleichen Typen nur das richtige Produkt. Don't be cheap!, rufen sie anderen Plattenfirmen entgegen, showing us a little respect is the least you can do.
Nun, auch wenn Mirgilus Siculorum Records billig und respektlos sind, habe ich mir die CD-R dennoch angehört und kann euch verraten, dass Wolfsgrey völlig überflüssigen Norsecore spielen. Wie Clandestine Blaze, nur eben ohne Ideen, dafür aber mit ein bisschen Punk und erstaunlich schwachem Geröchel. Braucht keine Sau. Die einzige Motivation für das Aufnehmen und Veröffentlichen von derlei Musik ist Teilnahme an der "Szene", auch wenn man gar nichts zu sagen hat (also ungefähr so wie dieser Blog, haha. Aber immerhin verlange ich kein Geld). Wie schon desöfteren in der Vergangenheit, ist das Fazit auch hier eine Frage: Was soll das? |
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Vom Sinn des Überflüssigen
05. Dezember 2008, 16:10 Uhr von erik
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An dieser Stelle und anderswo habe ich in der letzteren Zeit desöfteren gefragt, warum gewisse Bands ihre mittelmässige und verzichtbare Musik aufnehmen müssen und warum sich Labels erblöden, dieses Zeug einem grösseren Publikum aufzudrängen. Erklärt habe ich mir das oft mit einem gewissen Willen zum Mitmachen um jeden Preis. Oder mit der Absicht einer Plattenfirma-Versand-Kombination, in Zukunft kein Vertriebsmaterial zu kaufen sondern sich dieses zu ertauschen - ist schliesslich billiger. Jetzt habe ich erkannt, dass von überflüssigen Veröffentlichungen auch an deren Entstehung Unbeteiligte profitieren können, sofern sie für fragliche Tonträger nicht haben bezahlen müssen.
Neben mir sitzt gerade Neiti Kakkonen (neun Monate) und traktiert mit "L'Illusione d'Esistere" die Tischkante, jauchzend vor Begeisterung. Das ist wahrscheinlich der grösste Nutzen, den diese neue CD von Sine Luce je haben wird. Das stromtrommelnd vorangetriebene, im Kinderzimmer ziemlich schlaff "produzierte" Material der Italiener ist an sich gar nicht so superschrecklich und dank einer gewissen harmlosen Eingängigkeit stellenweise sogar fast gefällig, aber brauchen tut derlei Zeug wirklich kein Mensch. Zumindest nicht zum Anhören.
Ähnlich verzichtbar ist in meinen Ohren das neue Album von Lost Life, auch wenn das Teil irgendwo im grauen Mittelmass vielleicht ein bisschen besser ist als der Versuch von Sine Luce. Doch "besser" reicht bei einem derartigen Vergleich einfach nicht, und zum "gut" ist der Abstand beträchtlich. "Wrecked Human Deathcult" ist ein bunter Mix aus Black'n'Roll, Burzumbeats und schnelleren Abschnitten, die sogar hin und wieder mit einer netten Melodie aufwarten können. Reichen tut das natürlich nicht. Wann immer die Musik "droht", interessant zu werden, macht ein bisschen Gerocke alles kaputt. Bleibt dieses aus, hilft Suff-Metal-Gegröhle, die Begeisterung in Grenzen zu halten. Zu allem Überfluss macht das abschliessende Silencer-Cover mehr als deutlich, dass die Welt ohne Lost Life zumindest kein schlechterer Ort wäre.
Hätte ich "Wrecked Human Deathcult" als Promo-CD erhalten, könnte ich das Ding ohne Verlustgefühle an den Nachwuchs weiterreichen. Doch in weiser Voraussicht war ich mit mp3 zufrieden, von der Müllproblematik gemeinen Promomaterials habe ich ja erst gestern berichtet. Aber sogar das Verschrotten unnötiger Dateien kann Freude hervorrufen. Wenn der Rechner fragt "Are you sure you want to remove the folder 'lost life 2008' and move all its contents to the Recycle Bin", dann darf Neiti Ykkönen (zweieinhalb Jahre) die Entertaste drücken. So hat am Ende zumindest die jüngere Generation etwas von verzichtbarer Musik. Ist doch auch schön. Irgendwie.
Nachtrag 19.01.09: Die obigen Zeilen zum Thema Lost Life darf man natürlich nicht allzu ernst nehmen. Denn wie Alleinunterhalter Nephesus mir gerade mitgeteilt hat, bin ich "einfach zu blöd, das Album zu kapieren." Huh! Glücklicherweise gibt es noch solche Intelligenzbolzen wie Herrn Lost Life, die endlos anspruchsvolle Musik schreiben, obwohl Holzköpfe wie meinereiner das gar nicht zu würdigen wissen. Bleibt am Ende nur die Frage, ob seine Musik genauso anspruchsvoll ist wie seine zwischenmenschliche Kommunikation oder ob sie sogar noch vertrackter ist. Da käme ja bald keiner mehr mit! |
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Wie man sich selbst in den Fuss schiesst
22. Dezember 2008, 01:25 Uhr von erik
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Was bringt eigentlich eine Band dazu, ihren Kram an einen Verein zu schicken, dessen einziger zumindest halbwegs aktiver Schreiberling bestimmte Elemente des Auftritts der Truppe für "bescheuert" hält? Die Hoffnung, dass extra für die eigene Combo die tippende Reserve zwecks Meinungsproduktion aktiviert wird, wenn man sein Zeug mutwillig an die falsche Adresse schickt? Oder die Vorstellung, jeder "Redakteur" hätte eine gewisse Pflicht zur Objektivität und dürfe sich nicht von derlei Eindrücken leiten lassen?
Nun, ich habe schlechte Nachrichten für Svarog: Erstens scheint eine Reserve nicht zu existieren, und zweitens nehme ich mir die gänzlich subjektive Freiheit heraus, mich an allem hochzuziehen, was mir sauer aufstösst. Und wenn jemand seine Lieder "Sterben für den Führer" nennt, dann ist das in meinen Augen nun mal eben bescheuert - ganz egal, wie das letztendlich gemeint sein soll. Doof bleibt doof, da helfen alle Ausreden nichts.
Etwas unglücklich an der ganzen Angelegenheit ist nur, dass "Artillerie" gar nicht so schrecklich ist, wie mein aussermusikalischer Eindruck der Truppe vermuten liesse. Der rasende BM der Band ist patent gemacht und vermittelt tatsächlich die (mutmasslich) angestrebte frostige Atmosphäre. Das ist noch kein Grund, vor lauter Begeisterung gleich die Hosen nass zu machen, denn trotz guter Basisarbeit und energetischer Darbietung ist das Demo letztendlich eher höhepunktfrei und auch ziemlich langweilig. ABER: Aus Svarog könnte irgendwann tatsächlich mal etwas werden. Dazu bedarf es auf jeden Fall einiger Killerriffs, und auch ein paar melodisch angehauchte Leads würden hier und da gut passen. Und schliesslich wäre es sehr empfehlenswert, das "Provozieren" so lange sein zu lassen, bis es nicht mehr in erster Linie bescheuert rüberkommt. |
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Sondersendung: Eerie Art Records
30. Dezember 2008, 01:28 Uhr von erik
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Als ich vor ein paar Tagen direkt beim Label die Waning-CD bestellt habe, fragte Herr Eerie Art Records an, ob er mir mit der Scheibe gleich ein paar Promos schicken könne. Die eigene Werbung auf anderer Leute Portorechnung verschicken - soviel Geschäftstüchtigkeit lobe ich mir! Natürlich habe ich diese Promoattacke abgewehrt: Wie früher bereits erwähnt, sind Promos für mich in erster Linie ein Müllproblem, und bei Müll ist Vermeiden immer besser als Entsorgen. Doch da zumindest einige Empfänger von Gratismusik diese sehr grosszügig verbreiten (was ich an dieser Stelle ausdrücklich nicht verurteilen will), kann ich natürlich auch ohne Promoexemplar den Wünschen des Labelinhabers nachkommen und mich kurz zu den Gegenständen seiner momentanen Promotionsbemühungen äussern.
Den Anfang will ich mit Vhernen und dem selbstbetitelten Debütalbum dieses Soloprojektes machen; dieses ist nicht sonderlich aktuell, aber aus irgendwelchen Gründen gerade auf der Wunschliste von Eerie Art. Sehr interessant ist auf jeden Fall die Instrumentierung: E-Cello, Harfe, Stromtrommler und Gesang. Allerdings ändert das nicht viel an der Tatsache, dass die Musik wie Keyboard-BM mit nervendem DC klingt. Atmosphärisch ist das Ganze ohne Zweifel, schon der Klang des Cellos hilft da viel. Doch insgesamt ist mir das Album zu langatmig und höhepunktarm. Da muss einfach mehr Gänsehaut passieren, gerade weil mich das eigenwillige Konzept in der Theorie sehr anmacht.
Nächstes Thema: die Split von Austere und Lyrinx. Erstere spielen Rausche-Depri-BM. Das muss man sich in diesem Falle wie endlosen Novemberregen vorstellen: Irgendwo stimmungsvoll, aber leider auch sehr abwechslungs- und spannungsarm und irgendwo ganz schrecklich gefällig und leicht verdaulich. Ein klitzekleiner Windstoss wäre ab und zu nicht verkehrt, einen richtigen Sturm verlangt ja gar keiner. Lyrinx haben ungefähr mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Auf "Nihilistic Purity" reichten den Jungs noch acht Minuten für ein Lied, jetzt müssen es 18 sein. Mehr Substanz gibt es natürlich nicht. Die Briten sind dabei, in das immer noch wachsende Depriloch zu fallen, in dem es in erster Linie darum geht, möglichst lange und langweilige Stücke zu fabrizieren, mit denen man dann seinen MySpace-Freunden beweisen kann, wie schlecht man drauf ist. Von Lyrinx hatte ich mir mal Grosses erhofft, aber so wird das nichts. Schade.
Als dritte Band müsste hier jetzt Common Grave folgen, doch den Italienern ist mit "Il Male Di Vivere" ein so gutes Album gelungen, dass ich das Teil an anderer Stelle etwas ausführlicher bewerben will. Irgendwann demnächst.
Damit bleibt mir also noch Zeit, mich über die Abzocke des Jahres aufzuregen, auch wenn dies mit dem Thema Eerie Art Records nichts mehr zu tun hat. Aber raus muss es halt. Also: Ich habe mir vor ein paar Wochen das Irrwisch-Demo direkt bei der Band bestellt. Kein schlechtes Teil, wirklich nicht. Irgendwo eine zahmere (und nicht ganz so gute) Version von Wolfhetan. Kann mal was draus werden aus der Band. Allerdings nicht, wenn man auch weiterhin die zahlende Kundschaft dermassen bescheisst. Sechs Euro kostet das Demo, ohne Porto. Das ist ein mehr als stolzer Preis, aber vielleicht ist es die aufwendige Gestaltung ja wert? Sie ist es mitnichten. Eine CD-R mit EINSEITIGEM (!) "Booklet", also tatsächlich nur ein Deckblatt, das von einer Seite bedruckt ist. FÜR SECHS VERDAMMTE EURO! OK, sechs Euro ruinieren mich nicht. Ich finde es aber mehr als unverschämt, dass eine Band mit ihrem ersten Demo ungefähr fünf Euro Gewinn pro Exemplar anstrebt. Da kann man eigentlich niemandem ernsthaft empfehlen, Irrwisch zu unterstützen. Mehr noch: Käufern des Demos könnte man es kaum übelnehmen, wenn sie das mit recht grosser Wahrscheinlichkeit folgende Debütalbum schlicht klauen würden. |
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