.

Der Schwarze Kanal


Was vom Krache übrig blieb

08. April 2008, 12:07 Uhr von erik


Die Vorrede will ich mir diesmal sparen, stürzen wir uns lieber direkt ins Getümmel...

Den Anfang sollen Culto Apokrypho aus Griechenland machen, ein Projekt, dem Ihr besser aus dem Weg geht, wenn Euch Eure Ohren lieb sind. "Redeemer" heisst die Demo-CD, die am Thron solcher Glanztaten wie Hatred Divines "Of Light And The Absence Of Light" rüttelt. Im Netz findet man zu CA mehr oder weniger nichts, lediglich das Intro der Scheibe wurde (offensichtlich von der Band selbst) bei Myspace Video (?!) gepostet. Nun mag es seltsam wirken, ausgerechnet mit dem Intro für sich zu werben, doch die Verwunderung hat ein Ende, wenn man den Rest des Demos gehört hat: nette Einleitung, erträgliche akustische Spielereien, doch das metallische Material des Griechen ist schlicht gruselig. Die Riffs sind ein Witz, das Schlagzeug unter aller Sau, die Keyboards kitschig, und die Stimmakrobatik reizt besonders in den "heroischen" Momenten das Zwerchfell. Aufgenommen wurde das Ganze offenbar auf einem 386er mit kostenloser Software, anders ist das saft- und kraftlose Ergebnis nicht zu erklären. Oder wurde meine CD mit 96er mp3 gebrannt? Warum "Redeemer" so beschissen sein muss, kann ich nicht genau sagen, denn stellenweise könnte man echt denken, der Mann kann halbwegs Gitarre spielen. Doch das hilft offenbar wenig, wenn kompositorisches Geschick und guter Geschmack schlicht nicht vorhanden sind. Ich habe jedenfalls lange nicht mehr etwas so unterirdisch Schlechtes gehört.

Nicht ganz so schrecklich sind die Spanier Carcharoth, die uns dieser Tage via Black Tower Productions mit ihrem Debütalbum beglücken. Wobei "beglücken" vielleicht ein etwas zu euphorischer Ausdruck ist. Das Beste an Carcharoth ist, dass ihr Pagan Black Metal nicht nach dem heutzutage üblichen Missbrauchs des Attributes "pagan" klingt. Geboten wird unterdurchschnittlicher Rumpel-BM ohne Höhepunkte, dafür aber immerhin mit Timingschwierigkeiten, latent schiefen Pseudoleads und holprigen Arrangements. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich für Veröffentlichungen wie diese zahlungswillige Kunden finden. Hört sich derlei uninspiriertes Gerödel wirklich irgendwer an, der keine Promos bekommt? Fast möchte ich meine Eingangsbemerkung zurücknehmen: Letztendlich ist das hier genauso überflüssig wie Schrott der Marke CA. Sicher, Carcharoth sind auf eine sehr theoretische Art und Weise "besser", aber über Culto Apokrypha kann man wenigstens lachen, während "Desolated Battlefields" kaum mehr als ein Kopfschütteln wert ist.

Und das Kopfschütteln hört ganz sicher nicht auf, wenn ich mir Dodenstorms zweites Demo ansehe: Eine 3-Zoll-CD-R, die in einer auf Miniformat geschrumpften DVD-Hülle steckt. Sehr putzig, aber irgendwie auch albern. Nur albern und gar nicht putzig ist dann die Limitierung auf 50 handnumerierte Exemplare. Erstens handelt es sich sowieso nur um ein beschissenes CD-R-Demo, und zweitens geht mir diese künstliche Schaffung von "sales points" gehörig auf die Nerven. Nachdem das nun gesagt ist, muss ich feststellen, dass "The Great Tribulation" gar nicht so übel ist. Natürlich handelt es sich hierbei um KiZiBM, der womöglich am Rechner der Eltern aufgenommen wurde. ABER in ihrem unoriginellen Depri/Suizidrahmen und trotz des sehr gewöhnlichen Rauschesounds ist Dodenstorm weit weniger schrecklich als die meisten artverwandten Projekte. Hier scheint ein gewisses Talent vorhanden zu sein, von dem u.a einige nette Leadgitarren künden und das Hoffnung auf (in jedem Sinne des Wortes) erwachsenere Folgewerke macht. Ähnlich putzig wie die Verpackung ist übrigens die Tatsache, dass sich neben den obligatorischen Burzum-Einflüssen Sachen auf das Demo geschlichen haben, die verraten, dass Dodenstorm tatsächlich ein sehr junges Projekt ist: Das Intro zu "Walking Through this Eternal Trial" wurde ziemlich direkt bei Coldplay (oder einem ihrer Klone) gemopst.

Zum Abschluss Werbung. ATMF bringt neben den regulären Veröffentlichungen auch eine "Klassiker"reihe heraus, die sich durch ziemlich schicke Digipaks auszeichnet. Nun bin ich persönlich kein grosser Freund von getunten Wiederauflagen, da die immer mehr oder weniger grosser Beschiss an den Käufern der Originale sind. Andererseits muss eine Plattenfirma natürlich auch sehen, dass das Zeug irgendwie Abnehmer findet. Ausser Frage steht immerhin, dass die ursprüngliche THR-Pressung von "Journey Through The End Of Life" allein von den Stückzahlen her Beatrik nach "Requiem Of December" nicht mehr gerecht wird. Nun ist das Debüt der Italiener zwar kein Riesenkracher, aber zumindest "Buried Among Skeletal Woods" ist ein ziemlicher Hit, der die neue Version für eingefleischte (und "damals" zu spät gekommene) Beatrik-Fans interessant machen sollte. Doch auch wenn man nicht zu diesen zählt, sollte man ATMF im Auge behalten: In den Startlöchern steht das zweite Album von Melencolia Estatica, das nach ersten Eindrücken ganz grossartig zu werden verspricht.


nach oben

 :: Aktuell :: 

So nicht.

Masse statt Klasse

Wiederbelebungsversuche

Die beste Band wo gibt

Apartheid

[zurück]



 :: Archiv :: 

März 2011

August 2010

Juni 2010

September 2009

Mai 2009

April 2009

März 2009

Februar 2009

Januar 2009

Dezember 2008

September 2008

Juni 2008

April 2008

Februar 2008

August 2007

Mai 2007

März 2007

Dezember 2006

Oktober 2006

September 2006

Juli 2006

Juni 2006

Mai 2006

April 2006

März 2006