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Da liegt sie nun. Nein, nicht der neue Auswurf von Ägsl. Die neue Nightbringer. Da liegt sie also. Schon seit geraumer Zeit. Und interessiert mich nicht die Bohne. All das Gewarte, und nun das: Die Scheibe interessiert mich nicht sonderlich. Woran das liegt? Nun, Nightbringer haben's einfach versaut. Die Amis haben mit ihrem monatelangen Rumgeeier mein Interesse getötet. Im Mai habe ich das Geld für die CD überwiesen, "nächsten Monat" wäre angeblich mit der Veröffentlichung zu rechnen. Ende Januar kam der Silberling dann endlich an. Zwischendurch gab es alle paar Wochen Neuigkeiten der Marke, man müsse noch mal kurz ins Studio, um den einen Knopf links unten 0.5 Grad nach rechts zu drehen. Oder den einen Strich im Artwork etwas dicker nachziehen. Was für ein endloses Rumgewichse! Nichts gegen Perfektionismus, aber doch bitte nicht, NACHDEM man den Leuten das Geld abgenommen hat.
Zur Krönung des Elends war das komplette Album inklusive LP-Bonus (!) bereits Anfang November im Netz zu finden. Jetzt aber!, dachte ich mir - Pustekuchen. Noch ganze zwei Monate liess das Vinyl auf sich warten. Und war rein äusserlich die Warterei kein bisschen wert. Den stolzen Preis schon mal gar nicht. Drei Platten in einem Pappkarton, dazu eine aufgeblasene Version des CD-Beiheftes. Sehr Fliessband, sehr lieblos. Schaut euch zum Vergleich beispielsweise die Code-LP von Necroterror Records an, die ist auch in der Normalversion geschmackvoll und originell ausgefallen (und kostet nix extra). Und nein, ich will gar keine YPS-DieBlöd-Versionen, ich brauche keine Sticker oder Patches oder Poster. Nein, ich hätte einfach gerne, dass Band oder Label wenigstens eine halbe Sekunde darüber nachdenken, wie sie eine Platte präsentieren wollen. Die Nightbringer-"Box" sieht so aus, als hätten die Amis in ihrer Bestellung überall nur "default" oder "budget" angekreuzt. Oder vielleicht haben sie die Gestaltung gar der Sekretärin bei GZ überlassen? Ein derart anspruchsloses Endprodukt hätte die sicher auch hingekriegt.
Das Beste an der LP ist, dass sie sogar noch vor der CD fertig wurde. Die kam erst Ende Januar. Offenbar fand die Band es wichtiger, sich für das nächste Album ein neues Label zu suchen, anstatt bezahlte CDs zu verschicken. Völlig verständlich! Nach getätigter finanzieller Transaktion ist der Kunde schliesslich nur noch halb so interessant - wenn überhaupt. Für die Zukunft sollten sich Nightbringer ein Beispiel an etwa Funeral Mist nehmen. Die haben nicht vor einem halben Jahr angekündigt, dass ihr neues Album fast fertig ist. Nein, die haben sich auf ihre Arbeit konzentriert und erst jetzt verlauten lassen, dass die Scheibe im Kasten ist und in drei Wochen erscheinen wird. Kein endloses Rumgespacke, keine leeren Versprechungen. Und der Beweis, dass Öffentlichkeit auch heutzutage noch halbwegs kontrollierbar ist, wenn man denn will.
Natürlich habe ich mir "Death And The Black Work" doch noch irgendwann angehört. Leider nicht so prall. Die Höhepunkte des Albums sind von der 10"-Split bekannt. Es ist eigenartig. Den Stil der Band finde ich grossartig. Diese sägend-singend-schneidenden Gitarren, das mächtige Getrommel - das hat einfach was. Aber selbst der beste Stil will mit Inhalt gefüllt werden, und das funktioniert über die Länge des Silberlings irgendwie nicht immer. Die genialen Momente sind zu rar gesät, gelegentlich sind gar Anflüge von Langeweile zu spüren. Das ist nicht das Album, das ich gern gehört hätte. Nicht das Album, das die bisherigen Veröffentlichungen versprochen haben. Und ganz sicher nicht genug, um das Rumgealber der Truppe vergessen zu machen. OK, die Scheibe ist natürlich trotzdem ziemlich gut. Aber das reicht einfach nicht. Wir schreiben nicht mehr das Jahr 2000, als jeder kleine Lichtblick gross gefeiert wurde. Jetzt ist 2009, und allein nach meiner Bestellung der Nightbringer-Scheibe sind mehr als ein Dutzend Alben veröffentlicht worden, die ich mir viel lieber anhöre. Momentan etwa läuft Wanings "Population Control", ganz entfernt eine indu-schwedisierte Version von Nightbringer, irgendwie, mit viel Fantasie und gutem Willen. In meinen Ohren viel spannender und mitreissender. |
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