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Der Schwarze Kanal


Brasilianische Satanisten und schwedische Walzertänzer

21. Juli 2006, 16:13 Uhr von erik


Vor einigen Wochen wurde an dieser Stelle "Lucifer Rex" lobend erwähnt, das zweite Album von Spell Forest. Dieses feine Stück Black Metal ist jetzt endlich auch in Europa erhältlich, und zwar bei BTOD. Hier soll es aber nicht um jene Gruppe gehen, sondern um Cruor Cultum, das Nebenprojekt der Brasilianer. Das ist nämlich nicht weniger empfehlenswert, je nach Veranlagung dürfte es dem einen oder anderen sogar mehr zusagen als Spell Forest. Cruor Cultum ist, um es vereinfacht auszudrücken, eine de-sinfonisierte Version von SP. Auf Keyboards wird fast vollständig verzichtet, dementsprechend geht es roher und direkter zur Sache. Melodiefreies Geprügel bietet "Bloody Days On The Altar" deshalb aber noch lange nicht. Vielmehr stehen jetzt die Leadgitarren im Mittelpunkt, die trotz allen Geprügels für erhabene Stimmung sorgen und jedes der sehr kurzen Stücke zu einem zumindest kleinen Höhepunkt verfeinern. Wenn ich mir etwa "Decorus Serpens" oder "Force of Chaos" anhöre, neige ich fast dazu, Cruor Cultum vor der grossartigen Hauptband den Vorzug zu geben. Das Album gibt's sehr preisgünstig direkt bei der Band, Kontakt über die Spell-Forest-Seite.

Eine kleine Mogelpackung ist "Deathgate", die neue Scheibe der Ungarn von Dusk. Hört man sich bei Northern Silence "Dead Is The Black Metal" an, so fühlt man sich erstmal zum Plattenkauf genötigt. Durch die Hinzunahme eines echten Schlagzeugers hat die Band hörbar gewonnen, und dieser Appetithappen hat es wirklich in sich. Fängt man in bester Burzum-Tradition an, so steigert sich das Stück im weiteren Verlauf zu einer flotten nordischen Hymne, die mit frostigen Riffs und blubberndem Bass Lust auf mehr macht. Also bestellt man flugs die CD - und erhält genau dieses "mehr" nicht. Sicher, wirklich schlecht ist auch der Rest nicht, aber über kompetentes Malen nach Zahlen kommt die Band im Prinzip nicht mehr hinaus. Die Entscheidende Idee oder Das Grosse Riff glänzen jedenfalls durch permanente Abwesenheit. Das ist umso trauriger angesichts der Tatsache, dass das Album wirklich grossartig klingt und die Truppe zumindest für zehn Minuten beweist, wie gut sie sein könnte. Schade. Unentschiedenen rate ich zum Kauf des superlimitierten Digis, das kann man bei Nichtbegeisterung dann wenigstens gewinnbringend weiterverticken...

Nicht enttäuscht wird man dagegen, wenn man sich nach dem Genuss der Lieder auf der Labelseite "Köttkroksvals" in der Hoffnung auf ein ähnlich gutes komplettes Album zulegt. Vemoth mögen den Elch nicht neu erfunden habens, sie wissen ihn aber geschickt zu reiten. Auf jeden Fall ist ihnen ein sehr ordentliches Debüt gelungen, das sie im verwaisten Sektor des klassischen schwedisch-melodischen Black/Death ziemlich weit nach vorn bringen sollte. "Köttkroksvals" ist dynamisch, abwechslungsreich und bietet neben vielen schönen Melodien auch die nötige Portion Gewalt. Wenn es den Jungs jetzt noch gelingt, etwas mehr Profil zu entwickeln, dann könnte Album Nummer zwei ein ganz grosser Kracher werden.


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Die Widersacher

27. Juli 2006, 14:13 Uhr von erik


Seit dem letzten Eintrag sind erst wenige Tage vergangen, da gibt es schon dank Sommerloch nicht genug Neues, um bereits wieder mit ein paar Kaufempfehlungen aufzuwarten. Nein, heute gibt es eine Art Sonderausgabe. Vor kurzem ist nämlich das neue Album von Secrets of the Moon hier eingetrudelt (welches am 15.9. bei Lupus Lounge erscheinen wird), und sowohl die Band als auch ihr neues Werk haben eine derartige Extrawurst fraglos verdient. Natürlich ist "Antithesis" der erwartete Brocken geworden, der viel Zeit in Anspruch nehmen wird, um komplett verdaut zu werden. Endgültige Urteile sind deshalb hier und heute nicht zu erwarten - aber nach zwei Tagen intensiven Genusses will ich mich daran versuchen, zumindest ein paar vorläufige Eindrücke niederzuschreiben.

Wie schon "The Exhibitions E.P." andeutete, haben SotM im Vergleich zu "Carved In Stigmata Wounds" merklich den Fuss vom Gaspedal genommen. Sicher, es gibt explosive Ausbrüche, aber Dynamik ist insgesamt viel wichtiger als Geschwindigkeit. Zusammen mit der sehr gelungenen Produktion, die zwar kraftvoll und detailfreudig aber nicht klinisch ist, ist so ein ungeheuer wuchtiges, ein schier unaufhaltsames Album entstanden. Fast möchte man meinen, der Vorgänger wirke im direkten Vergleich wie ein Leichtgewicht.

Sicher, man könnte "Antithesis" als "technisches" Black-Metal-Album bezeichnen, schliesslich gibt es keine Drei-Riffs-Songs zu hören. Doch empfände ich das als irreführend, denn selbstverliebtes Gefrickel bekommt man nicht vorgesetzt. Darüber hinaus sind die Kompositionen dermassen flüssig arrangiert, dass die Scheibe im besten Sinne eingängig wirkt, obwohl ständig eine Menge passiert. Für diese "gefühlte Eingängigkeit" sorgen auch eine Vielzahl fantastischer Riffs, die wirklich ergreifend sind. Als herausragende Beispiele seien nur der Refrain von "Confessions" und die genialen, nach Unendlichkeit klingenden Leadgitarren am Ende von "Lucifer speaks" genannt - wer hier keine Gänsehaut bekommt, dem ist einfach nicht mehr zu helfen.

Secrets of the Moon sind - daran sollte spätestens jetzt kein Zweifel mehr bestehen - DIE Visionäre im Deutschen Black Metal, und "Antithesis" belegt dies auf eindrucksvolle Art und Weise. Das Album zeigt, dass Black Metal auch jenseits von 90er-Jahre-Nostalgie eine Zukunft hat, die unverkennbar nach Black Metal klingt.


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