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Der Schwarze Kanal


Ferner liefen

06. Februar 2008, 11:25 Uhr von erik


Da der Promostrom von uns aus gekappt wurde und ich daher Zeit genug habe, fast alle für meinen Geschmack empfehlenswerten Scheiben mit einer ausführlichen Kritik anzupreisen, wird sich der Charakter dieser Seiten etwas wandeln (müssen). Anstatt Perlen mit ein paar Worten abzuspeisen, weil der Promoberg ruft, werden an dieser Stelle immer mal wieder mittelmässige, schlechte, vor allem aber schlicht uninteressante Scheiben abgefertigt, mit denen mich der Briefträger behelligt hat. Genau, dies darf so verstanden werden, dass besagte Scheiben richtige Rezensionen schlicht nicht verdienen. Um diese Rubrik dennoch "spannend" zu gestalten, werde ich mir die Freiheit nehmen, hin und wieder ein gutes Album vorzustellen - man darf also auch weiterlesen, wenn man an ordentlicher Musik interessiert ist und nicht nur dem Katastrophentourismus frönen will.

Die zweifelhafte Ehre, die erste Langweiler- und Ärgernisrunde zu eröffnen, wird Wrack zuteil, die meinen Frieden mit ihren in albernem Lichtscheiben-Deutsch betitelten ersten Stolperschritten stören. "Trinität" bietet uninspirierten Rausche-BM ohne Höhepunkte. Das übliche Geschraddel, das übliche schlappe Gekrächze, die übliche Kellerproduktion. Oder Halt! Ehrlich gesagt ist die Produktion noch ein gutes Stück unter dem Üblichen anzusiedeln. Als Bassfreund müsste ich zwar lobend erwähnen, dass selbiges Instrument gut auszumachen ist - doch ist das eben lediglich das Resultat einer extrem schwachbrüstigen Gitarre. Laut Bandinfo hat man lange Monate warten müssen, um den passenden Mann für den Mix zu finden - ich frage mich: Warum? Ein laues Lüftchen wie "Trinität" kriegt doch nun wirklich Hinz und Kunz hin... Nun ja, letztendlich wäre ein besserer Klang auch Verschwendung, den Kram will sowieso keine Sau hören. Black Metal zum Vergessen, bei dem lediglich fehlplaziertes und zielloses Saitengegniedel für kurze Aufmerksamket sorgt. Vielleicht lernen Wrack ja bis zum nächsten Versuch, dass Irritation nicht unbedingt die erstrebenswerteste Form von Aufmerksamkeit ist.

Wenn Wrack kein ordentliches Deutsch können, dann ist der Mann hinter Sacrilegio im Englischen nicht sonderlich gut unterwegs. Das könnte man ihm nachsehen, schliesslich kommt der Gute aus Pizzaland - wie man aber selbst bei nur oberflächlicher Beschäftigung mit BM auf die Idee kommen kann, "unhuman" wäre ein richtiges Wort, wird mir immer unklar bleiben. Immerhin beschränkt Herr Unhuman Screamer sich ansonsten auf die italienische Sprache, da fallen seine nicht sonderlich guten Beziehungen zum Englischen nicht weiter auf. Dafür fällt umso deutlicher auf, dass U.S. eigentlich nur Stimmbandquäler ist und es besser auch geblieben wäre. Sacrilegio als Soloprojekt weiterzuführen, entpuppt sich nämlich mit jeder weiteren Minute von "La Tradizione Ermetica" als immer schlechtere Idee. Schuld daran ist in erster Linie der grausame Stromtrommler, der das unspektakuläre, entfernt schwedisch klingende Material aus der Kategorie "überflüssig" in die Schublade "völlig unhörbar" befördert. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass Unhuman Screamer sich diese Ohrenfolter selbst gerne antut.

Drittes und letztes (ewig will man sich dann doch nicht aufregen) Ärgernis sollen für dieses Mal Velonnic Sin sein. Wobei ich sagen muss, dass "Ophidious" nicht so schrecklich ist wie die bisher vorgestellten Sachen. Die Amis haben vielmehr das Problem, Musik zum Vergessen zu machen. Ihr schwedisch geprägtes Gerödel, das von einigen gemässigten Passagen aufgelockert wird und mit deutlicher Todesschlagseite daherkommt, geht zum einen Ohr rein und flugs zum anderen wieder raus. Nichts bleibt hängen, nichts animiert zu intensiverer Beschäftigung mit der Scheibe. Abgesehen von einigen wenigen Lichtblicken erzeugt das Album vor allem Gleichgültigkeit und das Gefühl, dass man seine Zeit verschwendet.

Nach soviel Tristesse zum Abschluss ein kleiner Hoffnungsschimmer - was sich nur auf die Qualität des Gebotenen beziehen soll, stimmungstechnisch ist "Rainchants" nämlich kein Freudenfest. Skogyr spielen atmosphärischen Black Metal, der ganz auf Gesang verzichtet. Wunderschöne Gitarrenmelodien und dezente Keyboards sorgen für melancholisch-verträumte Unterhaltung, die nur vom ziemlich schrecklichen Drumcomputer gestört wird. Wenn man an dem vorbeihören kann (was mitunter nicht ganz einfach ist), ist "Rainchants" jedoch ein wirklicher Genuss.


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