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Der Schwarze Kanal


Eriks Resterampe

06. Juni 2008, 16:19 Uhr von erik


Urna, Absentia Lunae, Locus Mortis, Melencolia Estatica. Alles Bands, die mit der ATMF zu tun haben. Alles Bands, die sehr gute bis grossartige Alben rausgebracht haben - und die in ihrer Gesamtheit die Frage aufwerfen: Kann ein Label wirklich so gut sein? Natürlich kann es das, und dennoch möchte man irgendwann an seiner eigenen Meinung zweifeln, wenn auch die zehnte Scheibe schon wieder toll ist. Da ist es beruhigend, dass auch die Besten mal daneben greifen. Der Ván hat das mit Genocide getan, und die ATMF tut es gerade mit Trancelike Void, wenn auch nur auf Umwegen über das Sublabel De Tenebrarum Principio. Nun will ich nicht behaupten, dass "Destroying Something Beautiful" schrecklich und unanhörbar wäre, nein, aber langweilig und überflüssig ist das Album trotzdem. Die Belgier schleichen auf der von Tag zu Tag nerviger werdenden Deprischiene von einer Belanglosigkeit zur nächsten. Die Scheibe ist an sich ordentlich gemacht und vernünftig aufgenommen, die Musik jedoch ist einfach nur zum Vergessen. Keine Ideen, keine Aha-Momente, keine Höhepunkte, einfach gar nichts. Gut, dank völliger Harmlosigkeit kann das Material nach einer grosszügig bemessenen Abstumpfungsphase durchaus eingängig wirken. Und wenn man derlei dann verkaufen will, dann kommt man vielleicht sogar auf die Idee, im Promowisch von "hypnotic negativity" zu fabulieren. Doch letztendlich ist das bloss Augenwischerei und Floskelweitwurf: "Destroying Something Beautiful" ist Musik zum Einschlafen und erhält seine Daseinsberechtigung nur als Erinnerung daran, dass auch die besten Plattenfirmen fehlbar sind.

Die momentane relative Popularität von Funeral Doom muss ein Auswuchs des Depritrendes sein, anders kann ich mir die gegenwärtige Veröffentlichungsflut nicht erklären. Funeral Doom gibt es schliesslich nicht erst seit gestern, und bisher haben die Vertreter des Genres sich eher beschränkter Beliebtheit erfreut. Ausserdem kann es kein Zufall sein, dass derlei Musik mittlerweile auch gezielt ans BM-Publikum vertickt werden soll. Dieses soll sich momentan beispielsweise für HellLight erwärmen, die ihr Album auch noch ganz kaltschnäuzig "Funeral Doom" genannt haben. Nun, immerhin machen die Brasilianer ihre Sache halbwegs ordentlich. Dass die Songs gewaltsam auf Überlänge gestreckt wurden, dürfte Freunde des Genres kaum stören, die end(und ziel?)los vor sich hinjammernden Leadgitarren auch nicht. Etwas Kritik muss sich aber der Sänger gefallen lassen, dessen Gegrunze einfach zu kraftlos daherkommt, das muss viel tiefer und gewaltiger klingen. Nun ja, immerhin gibt es zum Ausgleich etwas klares Geheule, was das Ganze ein Stück in die traditionelle Doom-Ecke rückt. Dazu passt ein gewisser Death-Mangel im musikalischen Fundament, ebenso die leicht süsslichen Keys. Unterm Strich nicht schlecht, allerdings auch weit entfernt von weltbewegend. Irgendwo eine typische "Trend"veröffentlichung: halbwegs gut gemacht, aber verzichtbar.

An dieser Stelle hätte es zur Entschädigung etwas Werbung für Impavida geben sollen. Doch mein geschätzter (und einziger?) Kollege Wolfsgrimm ist mir zuvorgekommen und hat das Demo so ausführlich und völlig zurecht gelobt, dass Ihr wahrscheinlich schon alle das Teil bestellt habt. Deswegen zum Abschluss keine Lobhudelei sondern Ars Macabra. Die rödeln sich auf "Hate Induced Trance" so uninspiriert durch ihre elf Stücke, dass es dafür garantiert kein Lob gibt. "Hauptsache schnell", scheint die Devise, dann braucht man nämlich weder Ideen noch Strukturen. Nun ja, mit Titeln wie "Ahnenerbe" liesse sich das Album wohl auch ganz ohne Musik verkaufen.


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