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Ja, in der Tat: Death Metal. Zwar muss ich zugeben, von diesem Genre eher wenig Ahnung zu haben, und streng genommen gehört es wohl auch gar nicht hierher. Andererseits ist dies aber MEINE Rubrik und ausserdem lege ich ein paar persönliche DM-Klassiker regelmässig auf und verfolge sogar mit einem halben Ohr das Geschehen im Todesbleisektor - in der Hoffnung auf die seltene Scheibe, die mich anspricht.
Was liegt also näher, als genau diese seltene Scheibe hier anzupreisen, wenn ich ausnahmsweise mal eine finde? Beim Anpreisen will ich denn auch gar nicht bescheiden sein, sondern verkünde hiermit: "Tales From The Tomb" ist das beste Death-Metal-Album seit mindestens 10 Jahren. Grosse Worte? Grosses Album! Natürlich hängt der Zustimmungsgrad zu diesem Urteil von persönlichen DM-Vorlieben ab. Ami-Death-Anhänger werden nur mit dem Kopf schütteln, Freunde traditioneller schwedischer Klänge dagegen dürften an Evocation durchaus gefallen finden. Und wer seinen Tod gern mit einem Hauch Melodie geniesst, wird unter Umständen zum gleichen Ergebnis wie ich kommen - gesetzt den Fall, er oder sie versteht unter einem "Hauch Melodie" nicht neumodernes Geschwuchtel der Marke Soilwork et al..
Evocation gibt es seit Anfang der Neunziger, und so klingt die Scheibe auch. Herrlich erdig, bratzig, kraftvoll, schnörkellos. Auch das effektive, treibende Riffing ist den Klassikern aus Stockholm nicht ganz unähnlich. Allerdings beschränken sich Evocation stilistisch nicht auf das Nachempfinden der Skogsberg-Produktionen. Vielmehr erweitern sie das beschriebene Fundament um jenen Hauch Melodie, der hin und wieder Erinnerungen an "Slaughter Of The Soul" heraufbeschwört - in meinem DM-Universum wohl das Beste, was man von einem Album sagen kann. Es ist die Verbindung dieser ATG-Versatzstücke mit dem bodenständigen Gerumpel der Klassiker von Schwedens Ostküste, die "Tales From The Tomb" zu etwas ganz Besonderem macht. Die Lieder gehen gut ins Ohr und in die Beine, animieren gar zum Mitgröhlen, sorgen allerdings ebenso für Gänsehaut und besitzen absolute Langzeitqualitäten.
Es ist schwer, genau zu sagen, warum Evocation so grossartig sind. Die Zutaten sind an sich nicht sonderlich weltbewegend, es gibt schliesslich hunderte Bands, die trotz Old-School-Sound nichts taugen und denen auch ein paar Melodien nicht weiterhelfen. Evocation dagegen haben es einfach, dieses Gewisse Etwas. Und das Album klingt schlicht vollkommen RICHTIG. Kein Gekünstel, kein Getue, kein Verbiegen in Richtung des vermeintlichen Publikumsgeschmacks. Einfach nur grossartige Musik, die hörbar mit Herzblut erschaffen wurde. Da verschmerzt man es sogar, dass die Band für ihr Debüt endlos lange gebraucht hat - besser spät als nie.
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