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Der Schwarze Kanal


Apartheid

20. Mai 2009, 14:52 Uhr von Erik


Es gibt zwei Sorten von Platten: Die, die ich bewerben möchte, und die, die das Label oder die Band beworben haben möchten. Zwischen diesen Kategorien gibt es Überschneidungen (etwa das grossartige Lustre-Album), aber deckungsgleich sind sie natürlich nicht. Wenn sich hin und wieder dank Veröffentlichungsflut und Mangel an der Resource Zeit ein Stapel Musik auf meinem Schreibtisch formt, muss ich mich entscheiden, wer beworben wird. Selbstverständlich kann eine solche Entscheidung NIE zu Lasten guter Musik fallen, also müssen sich die Verbreiter oder Urheber mittelmässiger oder schlechter Musik hin und wieder mit weniger Werbung zufrieden geben, als sie vielleicht gerne hätten, sprich mit ein paar unfreundlichen Worten an dieser Stelle. Das ist ein Zugeständnis meinerseits, denn streng genommen verdient schlechte Musik gar keine Öffentlichkeit, auch wenn das Label zehn Promos schickt. Andererseits möchte jedoch der eine oder andere Hörer selbst in Zeiten nicht ganz so legaler mp3-Räuberei vor schlechter Musik gewarnt werden. Als Lösung in diesem Dilemma bleibt nur grösstmögliche Unfreundlichkeit, um den Werbeeffekt möglichst gering zu halten.

Etwa für die Veröffentlichung von Ravens Demos auf CD. Ja, genau die Raven, die vor über zehn Jahren "F.M." rausrüpelten. "The Murder Sessions" ist noch schlechter und überflüssiger. 08/15-Norsecore ohne alles. Keine Ahnung, warum sowas rausgebracht werden muss. Vielleicht hat die ATMF die Rechte im Paket mit Joyless (die übrigens auch ein neues Album am Start haben, ziemlich langweilig) und Forgotten Woods preiswert bekommen. Kann natürlich auch an mir liegen, mit FW und den Projekten rundherum bin ich einfach nie warm geworden. Naja, immerhin kommt das Teil im schönen Digipak, wenn's also jemand für zwei Euro irgendwo sieht, kann er ruhig zuschlagen.

Habe ich von Raven nichts erwartet, konnte also nicht enttäuscht werden, so ist die neue Scheibe von Empty genau das: eine Enttäuschung. "The Last Breath Of My Mortal Despair" fand ich so gelungen und geradezu vielversprechend, dass "The House Of Funerary Hymns" eine ziemliche Bauchlandung ist. Das Album klingt wie Locus Mortis ohne Ideen. Die langsamen Sachen sind einschläfernd, die schnellen zerfahren, und doofe Soli gibt's auch noch. Verdammt, diese Scheibe wollte ich eigentlich gut finden! Was soll denn das?

Über Irrwisch habe ich mich bereits vor einigen Monaten beschwert, nicht so sehr über die Musik (eine ganz nette, zahme B-Version von Wolfhetan), sondern vielmehr über die Frechheit, eine CD-R praktisch ohne Artwork für Schweinepreise unters Volk zu bringen. Doch anstatt sich zu bessern, treibt's der Verein jetzt komplett auf die Spitze. Das gleiche Demo wird auf CD rausgebracht, mit ähnlich dünnem Beiwerk: EIN Foto mehr gibt es, fürwahr mehr als Grund genug, sich die Scheibe nochmals zuzulegen, wenn man etwas Dauerhafteres als eine olle Selbstgebrannte will. Aus unerfindlichem Grund kommen mir SOAD in den Sinn: "Steal This Album!"

Nicht mal klauen braucht man das neue Wolok-Machwerk. "Caput Mortuum" ist genauso zerfahren und planlos wie die bisherigen Auswürfe der Franzosen. Und klingt genauso mies. Obwohl der Verein angeblich sogar zwei Schlagzeuger hat, tönt das Ganze verdächtig nach vergleichsweise erbärmlichem Stromtrommler, fast kommen mir Hatred Divine mit ihrem Storch im Salat in den Sinn. Und als ob das nicht schon anstrengend genug wäre, sägen auch die Gitarren kopflos durch die Gegend. Das Endergebnis kann man natürlich "krank" oder "kaputt" oder "extrem" finden, aber ich bin lieber ein konformistischer Banause und finde es schlicht beschissen, anstatt mir derlei Kram freiwillig anzuhören.

Weniger "anspruchsvoll" sind Dark Vision, die mich mit ihrer MCD "Bestial Remedy" bedacht haben. Weniger überflüssig allerdings nicht. Die Truppe gibt es angeblich seit 1996, und wenn das Ergebnis von 13 Jahren Bandgeschichte etwas so Belangloses wie diese 16 Minuten Musik ist, dann sollte man's einfach sein lassen. Die Griechen spielen einen kraft- und gesichtslosen Mix aus Black und Death Metal, leicht melodisch und irgendwo wohl "modern" gemeint. Keine Ahnung, aus was für Leuten die Zielgruppe für sowas besteht. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass es für sowas überhaupt eine Zielgruppe gibt. Das ist einfach zu... zu... zu nichts.

Zum Abschluss meine persönliche Empfehlung für den Kater nach zuviel schlechter Musik: "Ást" von Skagos. Besser als alles, was WitTR bisher gemacht haben und wahrscheinlich je machen werden.


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