THE DOWNSPIRAL TO HELL

Thorn (CD 2005)


The Downspiral To Hell. Wer auch immer diese Zeilen liest, weil er aufgrund dieses Namens ein paar Ausflüge in eine Welt namens "Industrial" erwartet und erhofft, braucht im Prinzip nicht weiterzulesen: Ein gewisser Trent R. findet auf "Thorn" nicht einmal in der kleinsten Andeutung einer Huldigung statt, obwohl er so offensichtlich als Taufpate fungiert hat. Auch mit allem Anderen, was gelegentich als "Industrial BM" etikettiert wird, haben diese Spanier nichts zu tun. Mit einigen bzw. zu vielen Vertretern jenes Subsubsubgenres verbindet TDTH lediglich eine äußerst dürftig klingende Rhythmusmaschine, doch diese Parallele erstreckt sich wirklich bloß auf die nicht vorhandene Qualität, "maschinelle" Takte bietet "Thorn" nicht, stattdessen gilt es eine unbefriedigend tackernde Imitation menschlicher Arbeit zu ertragen.
Mittlerweile werden sich sicher einige von euch fragen, warum ich soviel Text produziere, um festzustellen, was TDTH nicht machen; schließlich bringt uns dieses Ausschlussverfahren nur sehr langsam voran und wahrscheinlich niemals zum Ziel. Die Antwort ist naheliegend: es ist schlicht und einfach ziemlich kompliziert, für das Duo eine passende Schublade zu finden. Derlei Eigenständigkeit ist im Prinzip lobenswert, doch nach (zu) vielen Durchläufen dieses Debüts komme ich um den Eindruck nicht herum, dass die Andersartigkeit der Musik in erster Linie verdecken soll, dass Aneliria und Jose nicht die größten Komponisten aller Zeiten sind. Und das ist sehr, SEHR zurückhaltend formuliert. "Thorn" ist ein verworrenes Stück melodischen Black Metals, das mir schwer im Magen bzw. quer in den Gehörgängen liegt. Das oft recht flotte Material ist zwar abwechslungsreich, das jedoch leider auf Kosten des berühmten roten Fadens. Chaotisch, planlos, sinnlos rödeln die beiden Lärmbrüder durch die Gegend und dringen dabei fast in Regionen vor, die bisher nur
Hatred Divine erforscht haben. Doch Strukturlosigkeit ist nur das zweitschwerste Vergehen der Band. Noch gewichtiger ist der Einsatz des Keyboards als Foltermittel, das auch während der Inquisition gute Dienste hätte leisten können. Die Prinzipien "Vielfalt" und "Originalität" werden auf "Thorn" völlig fehlinterpretiert, von Quietschesoli bin hin zu Harfenklängen muss der Hörer ein umfangreiches Repertoire an Variationen ertragen, die entweder von ganz allein schlecht klingen oder völlig fehl am Platze sind.
In Anbetracht dieser Tastenfolter ist es erstaunlich, dass die zwecks Selbstschutz abgestumpfte Wahrnehmung einige durchaus hörbare Momente registriert. So überraschen beispielsweise "Procession Of Dark Choir" und "Inspired By The Moon" kurzzeitig mit ein paar richtig schönen Gitarrenmelodien. Wie grausam diese wenigen Momente dann allerdings immer wieder durch Tastenalarm oder Struktur-GAU zerstört werden, lässt einen Titel wie "Just A Hollow In My Brain" in ganz neuem Licht erscheinen. Und wenn diese beiden Allzweckwaffen mal nicht zuschlagen, dann haben TDTH immer noch den Wechselgesang aus schlappem Grunzen und flachem Krächzen im Gepäck, um allem Hörgenuss ein Ende zu bereiten.
Doch wer zuletzt lacht, lacht am besten - und nachdem ich nun "Thorn" ausgiebig über mich habe ergehen lassen, ist es höchste Zeit, mit einer nicht allzu prallen Note zurückzuschlagen. Doch die Höchststrafe will ich den Spaniern ersparen. Erstens, weil ihr Machwerk so speziell ist - ein Kandidat für die Spezialolympiade sozusagen. Und den zweiten Zähler gibt's für das Kneipenjazz-Intro von "A White Fever Raven", dass bei einer besseren Band ganz wunderbar funktionieren könnte.

2/10

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Erik
28.07.2005


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