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The Downspiral To Hell. Wer auch immer diese Zeilen liest, weil er
aufgrund dieses Namens ein paar Ausflüge in eine Welt namens "Industrial" erwartet
und erhofft, braucht im Prinzip nicht weiterzulesen: Ein gewisser Trent R.
findet auf "Thorn" nicht einmal in der kleinsten Andeutung einer Huldigung
statt, obwohl er so offensichtlich als Taufpate fungiert hat. Auch mit allem Anderen, was gelegentich
als "Industrial BM" etikettiert wird, haben diese Spanier nichts zu tun. Mit einigen bzw. zu vielen Vertretern jenes
Subsubsubgenres verbindet TDTH lediglich eine äußerst dürftig klingende
Rhythmusmaschine, doch diese Parallele erstreckt sich wirklich bloß auf
die nicht vorhandene Qualität, "maschinelle" Takte bietet "Thorn" nicht,
stattdessen gilt es eine unbefriedigend tackernde Imitation menschlicher
Arbeit zu ertragen.
Mittlerweile werden sich sicher einige von euch fragen, warum ich soviel
Text produziere, um festzustellen, was TDTH nicht machen; schließlich bringt uns
dieses Ausschlussverfahren nur sehr langsam voran und wahrscheinlich niemals
zum Ziel. Die Antwort ist naheliegend: es ist schlicht und einfach ziemlich
kompliziert, für das Duo eine passende Schublade zu finden. Derlei Eigenständigkeit
ist im Prinzip lobenswert, doch nach (zu) vielen Durchläufen dieses Debüts komme ich um den Eindruck
nicht herum, dass die Andersartigkeit der Musik in erster Linie verdecken
soll, dass Aneliria und Jose nicht die größten Komponisten aller Zeiten
sind. Und das ist sehr, SEHR zurückhaltend formuliert. "Thorn" ist ein verworrenes Stück melodischen Black Metals, das mir schwer im
Magen bzw. quer in den Gehörgängen liegt. Das oft recht flotte Material ist zwar
abwechslungsreich, das jedoch leider auf Kosten des berühmten roten Fadens.
Chaotisch, planlos, sinnlos rödeln die beiden Lärmbrüder durch die Gegend und
dringen dabei fast in Regionen vor, die bisher nur Hatred
Divine erforscht haben.
Doch Strukturlosigkeit ist nur das zweitschwerste Vergehen der Band. Noch
gewichtiger ist der Einsatz des Keyboards als Foltermittel, das auch während der Inquisition gute Dienste hätte leisten können.
Die Prinzipien "Vielfalt" und "Originalität" werden auf "Thorn" völlig fehlinterpretiert,
von Quietschesoli bin hin zu Harfenklängen muss der Hörer ein umfangreiches
Repertoire an Variationen ertragen, die entweder von ganz allein schlecht klingen oder völlig fehl am Platze
sind.
In Anbetracht dieser Tastenfolter ist es erstaunlich, dass die zwecks Selbstschutz
abgestumpfte Wahrnehmung einige durchaus hörbare Momente registriert. So überraschen beispielsweise "Procession Of
Dark Choir" und "Inspired By The Moon" kurzzeitig mit ein paar richtig schönen
Gitarrenmelodien. Wie grausam diese wenigen Momente dann allerdings immer
wieder durch Tastenalarm oder Struktur-GAU zerstört werden, lässt einen
Titel wie "Just A Hollow In My Brain" in ganz neuem Licht erscheinen. Und
wenn diese beiden Allzweckwaffen mal nicht zuschlagen, dann haben TDTH immer noch den Wechselgesang aus
schlappem
Grunzen und flachem Krächzen im Gepäck, um allem Hörgenuss ein Ende zu bereiten.
Doch wer zuletzt lacht, lacht am besten - und nachdem ich nun "Thorn" ausgiebig
über mich habe ergehen lassen, ist es höchste Zeit, mit einer nicht allzu prallen
Note zurückzuschlagen. Doch die Höchststrafe will ich den Spaniern ersparen.
Erstens, weil ihr Machwerk so speziell ist - ein Kandidat für die Spezialolympiade sozusagen. Und den zweiten Zähler gibt's
für das Kneipenjazz-Intro von "A White Fever Raven", dass bei einer besseren Band ganz wunderbar funktionieren könnte. |
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