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Das Jahr 2008 neigt sich dem Ende. Es war ein gutes, so rein aus BM-Sicht betrachtet, zumindest in meinen Ohren.
Grund genug, die letzten Zeilen des Jahres einem Album zu widmen, das einen mehr als würdigen Abschluss darstellt.
Oder - je nach Veröffentlichungspolitik der Chefetage - einen verheißungsvollen Auftakt für die nächsten zwölf
Monate.
"Black Faith Inquisition" habe ich auf eine mir sehr angenehme Weise gefunden. Also nicht im Sommer bestellt, im
November im Netz gefunden und am Ende des Jahres noch immer nicht in den Händen gehalten. Derlei kann einem das
Vergnügen an den größten Meisterwerken verderben. Nein, irgendwann war das Album einfach da, ganz ohne Trara, ich
hab's mir angehört - und war sofort ziemlich angetan. Dabei hatte ich Blood Stained Dusk wirklich nicht auf dem
Kieker. "Thy Legions Reign Over Christendom" habe ich vor Jahren mal gehört, und den Verein danach abgehakt. Das war
einfach nichts.
Mittlerweile sind BSD - auch wenn das ob der ersten Gehversuche eher unwahrscheinlich erscheint - zu einer ziemlich
großartigen Band herangewachsen. Stilistisch stammen die Amis mit Norgeverstärkung aus einer Zeit, die Sachen wie
"Tårnet" oder "Through The Black Mist" hervorgebracht hat. Ja, Blood Stained Dusk sind irgendwo altmodisch, aber
nicht in dem Sinne "Old School", wie heute irgendwelches Scheuklappengerödel ans kaufende Volk gebracht werden soll.
So eng waren ja die Genregrenzen "damals" gar nicht, sonst hätte es Bands wie Emperor nie gegeben. BSD sind altmodisch
in dem Sinne, dass ihre Musik genauso vielfältig und durchaus auch offen ist, wie Black Metal einmal war - ohne sich
dabei großartig bei anderen Genres bedienen zu müssen.
Hört man "BFI", so stößt man auf einige exquisite Referenzen. So klingt etwa die Dramatik von Arcturus' Zweitling
immer mal wieder durch, inklusive Garm-Gesang. Auch Lux Occultas "Dionysos" (mithin eines der besten MeloBM-Alben
überhaupt) hat einen kurzen Gastauftritt. Der wichtigste Einfluss sind jedoch die mittleren Alben von Obtained
Enslavement, was angesichts der Besetzung keine totale Überraschung ist. Im Vergleich zu den Norwegern sind Blood
Stained Dusk allerdings vielfältiger und nicht ganz so keyboardverliebt, dafür ist die Gitarre in Sachen Soli und
Leads um Einiges aktiver.
"Black Faith Inquisition" ist ein nostalgisches Album, wirkt aber trotzdem (oder gerade deswegen) sehr frisch und
kein bisschen rückwärtsgerichtet. Aus hervorragenden Zutaten braut die Truppe mit viel Herzblut und jeder Menge guter
Ideen eine äußerst schmackhafte Suppe, die sich den momentan vorherrschenden Geschmackskonventionen stilvoll entzieht.
Es soll ja Leute geben, die sich auf Gorgoroth mit Pest freuen, obwohl Infernus seit mindestens zwölf Jahren nichts
Hörenswertes mehr zustande gebracht hat. Wer großartigen Black Metal mit Pests Gesang hören will, ist bei Blood
Stained Dusk aller Wahrscheinlichkeit nach an der ungleich empfehlenswerteren Adresse. |
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