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Kampfar haben sich seit ihren Anfängen kaum weiterentwickelt? Ja, stimmt. Das neue Album klingt oberflächlich
betrachtet wie das letzte oder wie das davor? Kann man auch nicht ernsthaft bestreiten. Ergo sind Kampfar eine
langweilige und vorhersehbare Band? Ist wohl was dran. ABER: Kampfar haben weder jemals ihre Wurzeln verleugnet noch
geben sie ach so selbstironisch die BM-Clowns für Rock-Hard-Leser.
Und am allerwichtigsten: Bei aller Vorhersehbarkeit ist "Heimgang" ein verdammt geiles Album geworden. Natürlich hört
man sofort, mit wem man es zu tun hat. Das charakteristische Schlagzeugspiel, die typischen Gitarrenmelodien mit
ihren Folkuntertönen, Dolks markanter Gesang - so klingen nur Kampfar. Noch nichtmal an den Knöpfen des Mischpultes
hat man großartig herumgedreht, so dass die Sechssaiter immer noch röhren wie einst im Mai. Die einzig erwähnenswerte
Neuerung ist das Schrumpfen der einzelnen Stücke: Die Norweger bringen es heuer in einer Dreiviertelstunde auf zehn
statt sechs Lieder. Und auch wenn mein persönliches Lieblingslied der Truppe das überlange "Svart Og Vondt" ist (und
immer bleiben wird), so tut die kompaktere Ausrichtung der Band doch ziemlich gut. Die einzelnen Kompositionen kommen
schneller auf den Punkt, sind griffiger und eingängiger. Wenn Kampfar im Prinzip nicht schon immer eine ziemlich
leicht zugängliche Band gewesen wären, könnte man den Herren fast irgendwelche Hintergedanken unterstellen. Wie die
Dinge stehen, kann man sich jedoch nur darüber freuen, dass den Norwegern ein unerwartet kurzweiliges und
abwechslungsreiches Album gelungen ist. Bei allem Traditionsbewusstsein ist es ja doch schön zu sehen, dass die Band
kreativ nicht völlig festgefahren ist und sich nur noch schamlos selbst kopiert.
Überraschenderweise funktioniert auch "Heimgang" wieder in erster Linie als atmosphärische Einheit, daran ändern auch
die eher kurzen Lieder nichts, die sich vielmehr harmonisch in den Fluss des Albums einfügen. Entsprechend schwierig
ist es, einzelne Höhepunkte hervorzuheben; das allgemein hohe Niveau macht diese Aufgabe nicht einfacher. Am
auffälligsten ist wohl das explosive und mitreißsende "Feigdarvarsel", doch die Wahl eines persönlichen Lieblings ist
angesichts durchgehend mindestens guter Lieder letztendlich reine Geschmackssache. |
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