LANTLÔS

Lantlôs (CD 2008)


Die Selbstbeschreibung als "Post-Rock/Black Metal" löst erstmal eine Abwehrreaktion aus, da kann ich mir einfach nicht helfen. Das klingt mir dann doch zu sehr danach, als ob jemand zu nahe am Puls der Zeit wäre. Doch die Musik selbst sorgt für Entwarnung - sonderlich viel "Post-Rock" kann ich eigentlich nicht ausmachen. Sicher, die eine oder andere Passage kann man wohl in diese Schublade zwängen, doch letztendlich machen Lantlôs in erster Linie Black Metal.
Und der ist gar nicht so übel, wie das Genregekasper befürchten lässt. Angeführt von schön schrillen Gitarren präsentiert sich das Album stürmisch und dramatisch - und irgendwie sehr deutsch, was nicht nur an den halbwegs verständlichen Texten liegt. Nein, die Scheibe bietet zwar irgendwo "nordischen" Black Metal, doch beim Hören kommen einem in erster Linie deutsche Truppen in den Sinn, und nicht unbedingt die schlechtesten. Vor allem Drautran drängt sich öfter mal auf, zuallererst aufgrund der energischen Gesangsdarbietung, doch wären auch einige Melodien auf "Throne Of The Depths" nicht als stilfremd aufgefallen. Ansonsten lässt mich ein sehr subjektiver Dornenreich-Vergleich nicht in Ruhe (wenngleich der nur im Großdeutschen Sinne hierher passt, haha). Subjektiv vor allem deshalb, weil ich das ältere Material der Ostmärkler laaaaaaange nicht mehr gehört habe. Dennoch habe ich so ein Bauchgefühl, dass die ersten beiden Scheiben stellenweise eine ähnliche Atmosphäre wie "Lantlôs" erzeugen.
Was mir an diesem ersten Versuch von Lantlôs trotz insgesamt sehr kompetenter Vorstellung noch fehlt, sind die großen Aha-Momente. Wirklich ergreifend finde ich nur das Ende von "Kalte Tage", und das ist einfach zu wenig Gänsehaut für 40 Minuten. Darüber hinaus ist das Akustikgeklimper (das ich normalerweise gut ignorieren kann) auffallend uninspiriert. Dann lieber weglassen. Und schließlich wäre es gar nicht verkehrt, wenn die urbane Komponente, die die Optik der Band bestimmt, auch zu hören wäre. Mit anderen Samples hätte ohne Probleme auch ein schwarz-weißer Wald aufs Cover gepasst. In diesem Sinne fehlt es der Musik noch an Charakter.

6 /10

Official Website

A.T.M.F.

 

Erik
09.09.2008