|
Interessant: Bei manchen Bands reicht wirklich das Lesen des Namens aus, um sich ein recht treffendes Bild über die
Musik zu bilden. Das aus den Pseudonymen der beiden Gründungsmitglieder zusammengesetzte Wort "Pestnebel" tönt
ziemlich klischeehaft, ein bisschen stumpf und uneingeschränkt nach Black Metal. Vergleichbares gilt auch für die
Musik, erstmal ganz wertungsfrei gesagt.
So wie es klingt, halten Pestnebel nämlich gar nichts von Experimenten und genrefremden Einflüssen. Ordentlich
polternd und holpernd kämpfen sich die zwei Herren durch acht relativ kurze Songs plus Intro, die einen gewissen
frostigen Charme (frühen Immortal manchmal nicht ganz unähnlich) und Unterhaltungswert besitzen, jedoch allesamt
einen etwas unausgereiften Eindruck machen. Grobe Patzer sind ebensowenig auszumachen wie wirklich zündende
Einfälle. Wenn ich mal das Gefühl habe, es könnte sich etwas Großes anbahnen, ist der Zauber meist vorbei, bevor er
überhaupt richtig angefangen hat. Das Titelstück ist da ein Paradebeispiel: Eigentlich stimmen die Zutaten, sogar
der Keyboardeinsatz und die melodische Leadgitarre gefallen mir gut, doch hat man sich aus irgendeinem Grund dazu
entschlossen, sie lediglich zu einem (zu) kurzen Instrumentalstück zu verarbeiten. Mir will das nicht so ganz
einleuchten, denn mit ein bisschen Arbeit hätte daraus ein ziemlicher Knaller werden können, während es so eben nur
ein nettes Intermezzo ist.
Solche Gedanken schossen mir des Öfteren durch den Kopf. Der Songaufbau macht allgemein keinen allzu durchdachten
Eindruck und zerstört teilweise den Spannungsbogen bzw. bricht ihn vorzeitig ab. Gerade bei (gewollt) simpler Musik
müssen die wenigen zur Verfügung stehenden Mittel effektiv eingesetzt werden.
Unterm Strich ist "Reich der Schatten" ein Album, das ich mir ohne Probleme anhören kann, aber die Begeisterung
hält sich eher in Grenzen, da es weder originell noch überdurchschnittlich gut ausgeführt ist. Pestnebels Stärke
ist die Natürlichkeit der Musik - hier ist nichts gekünstelt, pseudophilosophisch oder unnötig kompliziert; die
Band ist wohl einfach in der Zeit stehen geblieben und spielt genau das Zeug, was ihr im Blut liegt. Das ist
sympathisch und bereits mehr, als viele andere Truppen in ihrer gesamten Laufbahn auf die Reihe kriegen, mir
allerdings nicht genug. Kompromisslose Puristen könnten mit der Scheibe trotzdem glücklich werden und sollten
deshalb einmal reinhören. |
|