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Von Solistitium zu einer französischen Minifirma? Müssen Kawir trotz "Arai" kleinere Brötchen backen oder wollen
Those Opposed Records mit aller Gewalt größer werden? Angesichts bisher recht überschaubarer Promoaktivitäten würde
ich auf Ersteres tippen - wenn man sich jedoch das neue Album anhört, hofft man inständig, dass T.O.R. sich richtig
reinhängen und der Band die ihr zustehende Aufmerksamkeit sichern.
"Ophiolatreia" ist im Prinzip die konsequente Fortsetzung von Kawirs bisherigem Schaffen. Überraschungen haben die
Griechen kaum parat - das kann man vorhersehbar finden oder sich darüber freuen, dass Kawir ihren eigenen Stil
gefunden haben und diesen behutsam verfeinern. Im Vergleich zum Vorgänger fällt vor allem der rohere Klang des
Albums auf. Es kratzt und scheppert deutlich mehr als in der Vergangenheit, was einen willkommenen Gegenpol zum
sehr melodischen Liedmaterial bietet. "Ophiolatreia" ist nämlich wieder recht eingängig ausgefallen, da kann es
nicht schaden, wenn die Produktion ein paar Ecken und Kanten aufweist.
Letztendlich werden sich an der vergleichsweise wenig extremen Ausrichtung Kawirs die Geister scheiden. Ich kann
mir jedenfalls gut vorstellen, dass der musikalische Ansatz der Griechen dem einen oder anderen nicht derbe genug
ist. Doch wenn man auf dezente Tastenunterstützung, ein bisschen Klargesang und vor allem jede Menge Gitarrenmelodien
nicht automatisch allergisch reagiert, dann sollte man sich mit "Ophiolatreia" mal beschäftigen. Für meinen
Geschmack sind Kawir nämlich noch bessere Stücke als auf "Arai" gelungen. Die Atmosphäre ist ein bisschen dichter,
das Album macht in vielen Details einen besseren Eindruck, kurzum: Kawir ist ein sehr starkes Gesamtkunstwerk
gelungen. Und richtige Hits hat man auch mit an Bord: das epische "Poseidon" dürfte zumindest in meinen Ohren das
beste Lied sein, das Kawir bisher gelungen ist. |
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