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Wenn ich anno 2007 mit einer Band konfrontiert werde, die "Suizid-BM" spielen will, so habe ich oft mehr Lust auf
Suizid als auf den BM der Truppe. Für derlei Vorurteile werde ich mich nicht entschuldigen, schließlich haben sich
besonders viele KiZi-Projekte gerade dieser Thematik verschrieben, um ihren grauenhaften Burzum-Vergewaltigungen
auch durch inhaltliches Tieffliegertum gerecht zu werden. Insofern ist es ein bittersüßes Vergnügen, einer Scheibe
wie "Notes From Nothingness" zu lauschen. Süß deshalb, weil Neithan tatsächlich nicht stinken; bitter, weil der
Diamant im Misthaufen mich dazu zwingt, auch zukünftig im Unrat zu wühlen.
Auf dem ironischerweise übervölkerten Gebiet der Selbstentleibung sind Neithan eine bitter nötige frische Brise.
Kein "Filosofem"-Geklaue, keine schlechten Stromtrommler, keine Endloswiederholungen nicht vorhandener Riffs: Schon
die ersten Minuten von "Neithan II" machen deutlich, dass die Berliner weitab des üblichen Geschrammels unterwegs
sind. Kraftvoller BM steht auf dem Programm, vorwiegend im flotten Midtempo gehalten und mit einer ordentlichen
Ladung Death Metal gewürzt. Es fällt mir erfreulich schwer, diese EP mit anderen Bands zu vergleichen, ehrlich
gesagt will mir gar nichts auch nur halbwegs Sinnvolles einfallen. Nein, Neithan sind eigenständig, ohne dabei
irgendeinen Hang zum Revolutionären zu haben, fast möchte ich die Musik als bodenständig beschreiben. Doch das muss
ja nichts Schlechtes sein, im Gegenteil. Wahrscheinlich ist "Notes From Nothingness" so gut, weil die Jungs sich
einfach nur darauf konzentrieren, voller Leidenschaft zu musizieren. Kein Firlefanz, kein Getue.
Stattdessen: Hörgenuss. Neithan gelingt es sehr gut, Tod und Schwärze unter einen Hut zu bringen; die beiden Stile
stolpern nicht regelmäßig übereinander, sondern sorgen gemeinsam für Abwechslungsreichtum und Dynamik. Im Zentrum
des Geschehens steht dabei die Gitarre. Diese liefert reihenweise treffsichere Riffs, schreckt aber auch vor
prägnanten Soli nicht zurück und veredelt die Stücke mit einigen wirklich ergreifenden Gänsehautleads. Man höre
sich nur mal die zweite Hälfte von "Lessons Of Life" an - wen das kalt lässt, dem ist einfach nicht zu helfen. |
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