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Eigentlich hätte man in den letzten Monaten den Eindruck gewinnen können, die metallische Regenbogenfraktion hätte
sich komplett auf das Produzieren kitschiger "Pagan"-"Metal"-Alben konzentriert. Doch es gibt sie noch, die
Traditionalisten unter den Schlagerfans, die nicht vom sogenannten "Melodic Black Metal" lassen wollen. Zu dieser
leider noch nicht ausgestorbenen Spezies zählen auch Misanthropia aus unserem kiffenden Nachbarland, die wider
besseres Wissen ihr Debüt hier besprochen haben wollten.
Das ist natürlich in gewisser Weise sehr mutig, allerdings wird wohl niemand (außer der Band selbst vielleicht)
ernsthaft erwarten, dass anno 2006 noch jemand etwas Positives über seelenloses Pseudo-BM-Gedudel zu sagen hätte.
Doch es wäre zu einfach, die niedrige Wertung unter diesen Zeilen nur darauf zurückzuführen, dass mir das Genre
schlicht gegen den Strich geht. Sicher, derlei Antipathien lassen sich selbst bei allem Willen zu "Professionalität"
nicht unterdrücken, Misanthropia tun jedoch auch herzlich wenig, mich zum Überdenken meiner Ablehnung zu bewegen.
Schlimmer noch, "Rise Of Necropolis" ist sogar ein ziemlich ärgerliches Beispiel dafür, zu welchen akustischen
Grausamkeiten "MeloBM" fähig ist. Mittlerweile hat man sich ja daran gewöhnt, dass sich hinter diesem Kürzel in der
Regel keyboarddominierter Power Metal mit "bösem" Gesang verbirgt. Der Schockeffekt ist also weg, auch wenn diese
Kombination immer noch völlig inakzeptabel klingt. Um dennoch die Zehennägel zum Hochrollen zu bewegen, mussten sich
Misanthropia folgerichtig etwas einfallen lassen. Das ist ihnen natürlich auch gelungen, und wie! Für ungläubige
Gesichter sorgt auf "Rise Of Necropolis" der ein oder andere Ausflug in die Abgründe des 80er Hard Rocks, der Bilder
von riesigen Frisuren, bunten Spandexhosen und überdimensionierten Schulterpolstern hervorruft. Dass solche "Musik"
anno dazumal der Untermalung von Softpornos diente, kann man auf irgendeine verquere Art und Weise vielleicht
verstehen. Dass irgendwer sowas heutzutage noch verbricht, finde ich noch befremdlicher als die Tatsache, dass
derlei auf einem angeblichen BM-Album zu finden ist.
Natürlich haben Misanthropia ihr Album gefällig produziert, die Lieder sind abwechslungsreich und so weiter und so
fort. Das hilft allerdings wenig, wenn kompositorisch bestenfalls ausgelutschte Standards eines ohnehin schwer
erträglichen Un-Genres recyclet werden. Warmduscher und Schattenparker (beispielsweise Fans von Catamenia) können
eventuell mal reinhören, allen anderen kann man nur empfehlen, einen möglichst weiten Bogen um Misanthropia zu
machen. |
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