FOREST SILENCE

Philosophy Of Winter (CD 2006)


Nachdem sich Forest Silence fast zehn Jahre im ungarischen Unterholz versteckt hat, tritt Hauptakteur Winter nun mit dem ersten Album an die Öffentlichkeit. Und "Öffentlichkeit" ist dabei ein mit Bedacht gewähltes Wort, stellt sich das Projekt doch nicht nur einem größeren, sondern einem richtig großen Publikum vor. Was sich Candlelight von einem Album wie "Philosophy Of Winter" versprechen und ob die nicht sonderlich kommerzträchtige Musik diese Erwartungen erfüllen kann, soll an dieser Stelle nicht weiter interessieren. Viel wichtiger erscheint mir die Feststellung, dass die Briten nach der völlig überflüssigen Franzosenband, deren Namen ich bereits vergessen habe, etwas auf die Hörerschaft loslassen, das von Spuren jenes edlen Geschmacks zeugt, den Candlelight vor über zehn Jahren mal hatten.
Aufgrund der nicht zu verleugnenden personellen Nähe zu Sear Bliss wird Forest Silence gewiss auch musikalisch mit den großen Landsmännern verglichen werden. Das mag in Sachen Gesang oder Produktion nicht ganz aus der Luft gegriffen sein, führt aber für meinen Geschmack prinzipiell in die Irre. Sucht man nach wirklichen Geistesverwandten von "Philosophy Of Winter", so wird man wohl am ehesten bei "First Spell" fündig. Beide Scheiben vereint die sehr mystische Interpretation von Black Metal, ein Hang zum Romantischen, ja durchaus auch Verträumten. Allerdings geht Winter deutlich gitarrenlastiger zu Werke. Die Keyboards setzen lediglich atmosphärische Akzente, Herr des Geschehens sind jederzeit die sechs Saiten. Dadurch wirkt das Album natürlich viel forscher als der norwegische (Semi?)Klassiker, doch bedeutet das in erster Linie eine zusätzlich Facette, keinen Stimmungsabbruch. Zu verdanken haben wir das vor allem der fantastischen Leadgitarre, die für einige magische Momente sorgt. Höhepunkt ist dabei in meinen Ohren "At The Dawning Of Chaos". Diese Kombination von kraftvoll dahinschreitendem Black Metal und beinahe zerbrechlich wirkenden Melodien - einfach wunderschön.
"Philosophy Of Winter" ist ein introvertiertes Album, das ohne große Gesten auskommt und deshalb oberflächlich nichts Sensationelles bietet. Inmitten all der gegenwärtigen marktschreierischen Trends mag das Ganze auf Manche sogar langweilig wirken. Wenn man der Scheibe allerdings den kleinen Finger reicht, dann kann es gut sein, dass sie den Wagemutigen mit Haut und Haaren verschlingt. Denn wahre Größe kommt von innen.

9 /10

Candlelight Records

 

Erik
24.11.2006


Redaktionsbewertung:
azaghal 9 Laeknishendr 9
Erik 9 Herr B. 8.5
Gesamtdurchschnitt: 8.9