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Die schlechte Nachricht zuerst: "Shores Of Sorrow" ist unoriginell. SEHR unoriginell. Das große Vorbild scheint so
deutlich durch, dass man taub und ahnungslos sein müsste, um es nicht zu bemerken. Doch es gibt auch gute
Nachrichten. Zum Beispiel ist es mir sehr genehm, dass das Original eben "Hvis Lyset Tar Oss" ist und nicht
"Filosofem". Desweiteren stufe ich es als erfreulich ein, dass Inferi - anders als die meisten Anderen - nicht
darauf aus sind, einfach ein paar Riffs zu klauen. Hier geht es nicht ums Kopieren, nein, hier geht es eher darum,
den Klassiker zur Doppel-LP aufzustocken.
Sicher, den Originalitätsblumentopf gewinnt man damit nicht. Doch wenn das Album schon nicht bahnbrechend ist, so
hat es zumindest Seltenheitswert: Inferi haben es tatsächlich geschafft ein paar Stücke aufzunehmen, die neben
"HLTO" nicht wie uninspiriertes Gestümper oder dreister Diebstahl klingen. Hier wird erfolgreich (!) ein Stil
weitergeführt, anstatt sich mit bloßem Imitieren zufrieden zu geben. Und wenn ich jetzt sage, dass die Riffs vom
Meister selbst sein könnten, so bedeutet das eben nicht, dass sie das tatsächlich wären, sondern vielmehr, dass sie
so gut sind. Die Zutaten sollten natürlich allgemein bekannt sein: voluminöses Schlagzeug, extremer, sparsam
eingesetzter Kreischgesang, überlange, monotone Lieder und eine gelegentlich hervortretende karge Leadgitarre. Was
nun das Geheimnis von Herrn Fyrdkal ist, kann ich nicht genau sagen. Fest steht jedoch, dass er das im Prinzip
nicht sonderlich spannende Rezept mit Leben erfüllt.
"Shores Of Sorrow" beinhaltet vier magische Stücke voller Verzweiflung und Romantik (im eigentlichen Sinn des
Wortes), die so intensiv und berührend sind, dass zumindest mir der Mangel an Originalität nicht viel ausmacht. Und
auch wenn ich hier im Bemühen um ein Minimum an Rest"objektivität" nicht zu den ganz großen Noten greife, so möchte
ich abschließend doch festhalten, dass man das Album zumindest mal gehört haben sollte. |
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