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Kommen wir nun zu etwas Erfreulichem, was den Glauben in die Musikwelt wieder herzustellen vermag. Denn wer hätte
gedacht, dass die französischen Finsterlinge von Merrimack stilgerecht zum 06.06. diesen Jahres ein orthodoxes Stück
pechschwarzer Klangkunst vom Stapel lassen, um die helvetenen Herzen der Hörer mit diabolischen Freuden zu füllen.
Ehrlich gesagt, ich nicht. Neben dem grandiosen Werk "Salvation" von Funeral Mist sind Merrimack damit wohl zur
ganz großen Hoffnung im Bereich des orthodoxen Black Metals aufgestiegen.
Dankenswerterweise wird bereits im Intro in die Vollen gegangen und gezeigt, dass man hier keine Schönwetter-Musik
spielen wird. Im folgenden dominieren von Schreien untermalte Schlagwerksorgien und treibende und schwingende
Rhythmuselemente, die jeden Freund schwarzmetallener Tonalitäten aus katatonischen Bewusstseinszuständen reißen
werden. Mächtig sind auch die langsameren Passagen, in denen vor allem die Aufbauten des Schlagzeugers brillieren.
In unwiderstehlichen Blast-Angriffen macht der Trommelkönig einen äußerst feinen Job und nimmt den Hörer mit auf
eine ruppige Reise in die tiefsten Abgründe.
In allen Bereichen schaffen die Gitarristen eine Atmosphäre, die von tiefschwarzer Schönheit und satanischer Größe
geprägt ist. Die Melodiebögen in den langsameren Teilen haben durchaus Gänsehautcharakter und in den schnellen
Passagen wüten die Herren wie ein wild gewordener Tornado durch die Riffsequenzen. Der neue Gitarrist bringt dabei
neue Einflüsse aus todeslastigen Bereichen, die sich in winzigen, aber wahnsinnigen Nuancen auszutoben wissen. Da
Abwechslung hier nicht nur aufgrund der Zugehörigkeit zu den Hauptwörtern groß geschrieben wird, geben sich
Tempovariationen die Klinke in die Hand. Dazu werden Riffs kunstvoll kombiniert und variiert, die Spielart den
Tempi angepasst, darauf folgen geniale Tonfolgen von beschwörerischer Magnifizenz.
Textlich bewegt man sich sicher in ketzerischen Gefilden und weiß auch verbal alles in richtige Bahnen zu lenken.
Der Sänger macht sich als satanisches Sprachrohr hervorragend, keift und röchelt seine finstere Saat durch die
Speaker dieser Welt. Besonders schön gelungen, wenn auch eher unfreiwillig, ist das zwischen zwei schnellen Stücken
angebrachte Halb-Instrumental "The Birth Of A Life's Sacerdoce". Mit Schreien eines Neugeborenen und tiefem
Sprechgesang wird hier eine geniale, rituell erscheinende Sequenz manifestiert, faszinierend, entspannend und
verstörend zugleich.
Komplettiert wird "Of Entropy And Life Denial" durch ein äußerst krankes und fesselndes Artwork, zusammengestellt
aus mittelalterlichen Abbildungen des medizinischen Bereiches. Durch die groteske Kombination in manchen Bildern
entsteht ein abgrundtief verneinendes Gesamtkonzept, dessen morbider Charme kranke Geister schnell in seinen Bann
zieht und das Album zu einem rund herum stimmigen Kunstwerk werden lässt. Damit ist dies wohl bis dato einer der
besten Auswürfe des Jahres 2006. Andere werden sich anstrengen müssen, die von Merrimack gelegte Messlatte zu
erreichen. |
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