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"Cosmological Black Metal", aha? "You can expect an original mix of both Traditional and Progressive Black Metal",
aha? - Abgesehen von der schwülstigen (unpassenden) Schublade, trifft die stilistische Einordnung soweit jedoch zu,
das vorweg. Sonderlich juckig macht einen das trotzdem nicht, ebenso wie die Hintergrund-Infos: Gorath ist eine
Ein-Mann-Band aus Belgien, wurde wohl 1996 ins Leben gerufen und veröffentlicht dieser Tage Album Nummer 2 über
Descent Productions. Nun denn, wenn auch nicht sonderlich Interesse weckend, müssen sich dahinter trotzdem keine
Enttäuschungen verbergen.
Tun sie auch nicht gänzlich, wenn ich das mal so pauschal angeben darf. Denn an sich ist Filip Dupont, seines
Zeichens, äh, Band, die Verquickung traditioneller und progressiver Arten und Weisen innerhalb des Black
Metal-Radius' gelungen. Mit Abstrichen versteht sich und davon sicher nicht zu knapp, aber hierzu später mehr.
Dass der Mann (plus Mitstreiter aus der belgischen Metal-Prominenz) sein Handwerk beherrscht, wird recht fix
deutlich, hüpft er innerhalb der arrangierten Songs doch fast nahtlos zwischen den erwähnten (Sub)Genres hin und
her, ohne sonderlich ins Schlingern zu geraten, wobei er sich deutlich mehr auf die Progressivität konzentriert,
statt zuviele Zitate alter Herangehensweisen anzubringen. An Kompaktheit und technischem Know-How soll's hier also
nicht mangeln und eine Basis wäre vorhanden, fehlen nur noch ansprechende Kompositionen und ein passender
Klangmantel. Und hier beginnt die Sache haarig zu werden...
Um mit dem Schlimmsten anzufangen: Der Sound ist kacke. Komplexe(re)r Musik bedarf es an Druck und Fülle, beides
sucht man auf "The Fourth Era" vergeblich. Dünn, kraftlos und staubtrocken wurden die Lieder mit der denkbar
schlechtesten Produktion versehen, die man nur wählen konnte (geht man von vorhandenen Fähigkeiten des Mixmannes
aus). Das Album büßt jeden Ansatz von Lebendigkeit und Emotion auf Grund des verhunzten Sounds ein. Pluspunkte
hierbei gehen lediglich an die gelungene Verschleierung dessen, dass es sich wohl um einen Drumcomputer handeln
müsste und die kontinuierliche Hervorhebung des Viersaiters.
Habe ich bislang gutmütig über das nicht sonderlich originelle musikalische Konzept hinweggesehen, bringen es
Gorath nun auch noch fertig, mir die eventuelle Vergabe von Sympathieboni zu sparen, da ab Mitte des Albums
dreisterweise nach dem "Klau dich schlau"-Schema agiert wurde. Die Songs 5 bis 7 offenbaren beinahe empörendes
Plagiatentum: "The Fifth Birth" (Solefald), "Zenith Point" (Opeth) und "Cosmogenesis" (Khold) bestätigen, was sich
von Beginn an als Vermutung zu verdeutlichen versuchte: Gorath sind gravierend uneigenständig (unter der Fahne des
Prog BM versteht sich). Die Sinnhaftigkeit des Wortes 'progressiv' schien wohl nicht in Gänze beleuchtet worden zu
sein. Aber nur weil ein Maurer in Nullkommanix ein statisch akzeptables Haus auf's Fundament setzt, heißt das noch
lange nicht, dass selbiges auch gut aussieht, wenn's verputzt ist.
"The Fourth Era" ist weder Fisch noch Fleisch und das auch noch mit allzu geringem BM(!)-Anteil, infamem Diebstahl
und völlig ungeeignetem Sound. Dennoch will ich nichts verreißen, wünsche Gorath also, dass die vorhandenen
Grundlagen festen Fuß fassen und demnach weiter ausgebaut werden können. Will heißen: Kommt Zeit, kommt hoffentlich
Rat. |
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