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Nicht erschrecken! "Striding On The Path Of Nihil" beginnt ungemein ruppig. Schuld daran ist der rabiate Sound.
Vordergründige Drums, klingenscharfe Vokalpräsenzen und sehnige Gitarrenarbeiten beherbergen dieserorts
ungeschliffene Schlitzerakrobatik. Aber von vorn...
Isolation aus Lübeck bieten dem gemeinen Volke ihr erstes Kleinod an. Und selbiges weiß sich mit ungewöhnlichsten
Reizen ins Rampenlicht zu rücken. Ganz banal gibt's hier nämlich das, was heuer als Dark Metal bezeichnet werden
könnte, hätten Bethlehem nach "Dictius Te Necare" aufgehört (Hypothese, kein Vergleich!). Wie gehabt, Dark Metal,
nicht die Schmierlappen-Lutscherei, welche mittlerweile unter dieser Kategorisierung ihren vorgewärmten Stellplatz
findet. Nein, Psychose und Verzweiflung werden wieder mal Kumpels und schicken sich an, den Ohrspender desolat zu
spielen. "Striding On The Path Of Nihil" ist sicherlich ganz eindeutig im Depressive Black Metal verwurzelt,
verströmt allerdings durch seine ungezügelte Darbietung einen horizontlosen, flexiblen Charme voller Aggression und
Hass. Erstaunlich deutlich auf Mannigfaltigkeit konzentriert, ist Langeweile, aber auch Träumerei hier nicht zu
erwarten. Wenn ich übertreiben darf, bietet uns das Trio auf ihrem Erstling beinahe progressive Ansätze, was vor
allem dem 'zappeligen', aber angenehm prägnanten Drumming zuzuschreiben ist. Ferner lässt man's im Hause Isolation
an beweglicher Eingängigkeit nicht mangeln, ist rhythmisch versiert und weiß Tempiwechsel geschickt zu integrieren.
Einen Schuss in den Ofen stellt allerdings das Piano-Intermezzo "Einsamkeit" dar, welches nicht nur musikalisch
belanglos ist, sondern frei von Würze dahergeklimpert wurde und durch die bizarre Produktion vermatscht klingt -
abgesehen davon, dass es nicht ins instrumentale Konzept passen will.
Die drei verbleibenden Kompositionen können aber durch Agilität und teils fantastischer Melodik bestechen. Das
anspruchsvolle Schlagwerk lässt selbst langsame Passagen in einen beinahe dramatischen Dunst rücken, womit nichts
verzogen oder deplatziert scheint. Gesanglich hält man sich im kreischenden Metier auf, tappt sogar zeitweise in
die Stapfen "Jormundgand"'scher Dimensionen. Verhalten zitiert man auch aus death-metallischem Fundus, welchen vor
allem tief gestimmte Breaks und die seltene Verwendung von Grunz prägen. Von Heroik über Leidenschaft bis hin zur
Entrückung und, ha, Isolation lässt sich vor allem im Titeltrack alles finden. Die authentische Theatralik dieses
Songs wird im Verlauf der Scheibe zwar nicht wieder erreicht, der spirituelle rote Faden kann aber gehalten
werden.
Nun ist "Striding On The Path Of Nihil" jedoch mit Garantie kein Meisterwerk, wieso? Fakt ist vor allem, dass
gerade die verhaltene Komplexität einen differenzierbareren Sound benötigt. Gefällt gerade der außergewöhnliche
Klang zu Beginn, stört er nach einigen Durchläufen alldieweil. Relativ vielschichtige Musik verlangt nach mehr
Druck und dieses Manko will oder kann manchmal störend sein. Kompositorisch strebt man die richtigen Ziele an, hat
sie, wie bei "S.O.T.P.O.N." sogar verwirklicht. Fehlt nur noch etwas mehr Bodenhaftung und das Glück, für's nächste
Demo oder gar Album, jemanden zu finden, der diese beeindruckenden Kompositionen ähnlich, aber besser, in Szene
setzt. |
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