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Eigentlich wollte ich diese Kritik erst schreiben, nachdem sich die anfängliche Euphorie etwas gelegt hat, nachdem
ich etwas Distanz gewonnen habe. Dummerweise ist "Antithesis" anderer Meinung: Zwar ist seit dem ersten Hördurchgang
schon etwas Zeit vergangen, meine Begeisterung ist aber eher noch gewachsen - wenn das denn möglich war. Nun, damit
werdet ihr wohl leben müssen (auch wenn es einigen sicher schwerfällt), ich werde mich aber trotzdem bemühen, die
ein oder andere sachliche Aussage niederzuschreiben.
Secrets Of The Moon auf der schier endlosen Black-Metal-Landkarte einordnen zu wollen, erscheint mir als sinnloses
Unterfangen. Sicher, da fielen dann so Kategorien wie "modern" oder gar das bisweilen negativ besetzte "melodisch",
aber das sind Gemeinplätze, die allerbestens Otto Normalmetaller weiterhelfen, der noch nie von SotM gehört hat. In
diesem Rahmen wird es jedoch mehr bringen, die Band und ihre Entwicklung innerhalb ihres eigenen Kosmos zu
untersuchen. Hört man sich zu Vergleichszwecken das Vorgängeralbum und die letztjährige Mini an, so stellt man
schnell fest, dass "Antithesis" die konsequente Ausarbeitung des auf "The Exhibitions E.P." umrissenen musikalischen
Ansatzes ist. Das bedeutet insgesamt eine Entschlackung der Kompositionen, die sich vor allem in der Drosselung des
Tempos und im fast völligen Verzicht auf Keyboards äußert. Heuer kommen die Tasten nur noch zu kurzen, dafür aber
umso effektvolleren Gastauftritten; das ausnahmsweise schnelle "Seraphim Is Dead" ist dafür ein gutes Beispiel. Ins
Zentrum des Geschehens rücken stattdessen die Gitarren. Wie schon die Mini andeutete, haben SotM das Riff für sich
entdeckt und geben diesem jetzt ordentlich Raum zur Entfaltung. Das Ergebnis sind Abschnitte, die so wuchtig
daherkommen wie einst Samaels "C.o.O.". Von der Geradlinigkeit der Schweizer ist "Antithesis" dabei natürlich weit
entfernt: Zwar hat man die Stücke vor überflüssigen Pfunden bewahrt, aber vielschichtig sind sie selbstredend
immer noch. Doch scheinen Secrets Of The Moon als Arrangeure dazugelernt zu haben. War etwa "Evolution Valour
Admission" auf dem Vorgänger noch etwas unentschlossen und richtungslos, so sind diesmal alle Lieder so zwingend
aufgebaut, dass sie organisch gewachsen und letztendlich beinahe eingängig wirken. Großen Anteil daran hat sicher
auch die Leadgitarre, die eine noch wichtigere Rolle als auf der EP spielt. Während das kraftvolle Riffing für
Durchschlagskraft sorgt, vermitteln die Leads emotionalen Tiefgang.
Und was da vermittelt wird! Man höre sich nur "Lucifer Speaks" an: Wer diese Melodien nicht ergreifend findet, dem
ist - hier muss ich mich wiederholen - einfach nicht zu helfen. Das ist erhaben und erhebend, ein mächtiges Stück
Black Metal, neben dem alle Beschreibungsversuche zu Floskeln verkümmern. Um meine verbalen Defizite wettzumachen,
könnte ich "Antithesis" zum "Album des Jahres" oder so küren, dergleichen hat schließlich Tradition. Doch das wäre
Unsinn, denn "Antithesis" ist kein Werk für diesen Monat, dieses Jahr oder dieses Jahrzehnt. Nein, "Antithesis" ist
ein Album für die Ewigkeit. |
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