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Das Titelstück bricht aus den Boxen - und zumindest ich bin vom Fleck weg süchtig. So pechschwarz, so
unwiderstehlich, einfach nur rohe Urgewalt - "Gleipnirs Smeder" brennt sich ohne Umwege tief in die Seele ein.
Deshalb war es wahrscheinlich eine gute Idee, diese Zeilen mit einigen Wochen Abstand zu schreiben, um die Dinge
ein kleines bisschen sachlicher betrachten zu können. Natürlich sind Jotunspor für meinen Geschmack auch jetzt noch
eine der größten Überraschungen des Jahres - dass von den gleichen Leuten, die an zehn langweiligen Gorgoroth-Jahren
mitschuldig waren, ein so faszinierendes Stück BM kommen würde, nein, das war beim besten Willen nicht zu erwarten.
Doch mit etwas Distanz kann ich immerhin zugegeben, dass die Klangcollage "Svartalvheims Djup" durchaus
Geschmackssache ist. Und eventuell auch, dass der Rest des Materials nicht ganz den 15-Punkte-Standard des ersten
Liedes halten kann. Aber das konnte man erstens wohl wirklich nicht erwarten, und zweitens liegt es mir fern zu
behaupten, die verbleibenden Kompositionen wären schlecht. "Sol Mun Svartne" etwa ist ein kleiner Hit, für den
andere Bands töten würden.
Doch anstatt hier nur über Geschmacksfragen zu fabulieren, sollte ich vielleicht zur Abwechslung etwas darauf
eingehen, wie Jotunspor eigentlich klingen. In der Papierform liest sich das erstaunlich unspektakulär: die
Norweger spielen eher simpel gestrickten BM, der sich zwischen schleppend und treibend-schnell rumtreibt. Produziert
wurde das Ganze recht basslastig, und auch rifftechnisch kann man den Musikern keine Berührungsängste in Richtung
Death Metal vorwerfen. Wenn es denn sein muss, so könnte man unter Umständen das zweite Trelldom-Album als
entfernten Vergleich heranziehen. Doch was Jotunspor aus diesem Fundament machen, ist nicht mehr unbedingt
unspektakulär zu nennen. Dank einer Handvoll gelungener Riffs, ein paar Schlagzeugeffekten und ein bisschen
semiklarem Gesang ist King und Kvitrafn ein Album gelungen, das durchgehend hochklassig und in seinen besten
Momenten richtig ergreifend ist. Da kann man nur hoffen, dass die projektverliebten Norweger irgendwann Zeit für
einen zweiten Streich finden. Oder... Moment!
Eigentlich muss man heutzutage eher darauf hoffen, dass die gelangweilten Musikanten den guten Namen nicht mit
einem halbgaren Aufguss ruinieren. Das ist wohl die größere Gefahr... |
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