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Ich stand schon kurz davor, den Ersten Offiziellen Nattefrost-Fanclub e.V. zu gründen, der sich ausschließlich den
gewichtigen Fragen dieser Welt widmet (beispielsweise Nattefrosts vermutlich schlimmstem Dilemma: warum hat der
Mensch nur drei sexuell verwendbare Körperöffnungen? Warum können Innereien nicht ausgekotzt werden? etc.), weil
ich annahm, es käme keine ernsthafte Musik mehr von dem Mann, mit der man sich ernsthaft auseinander setzen könnte.
Dann kam "Fuck You All!!!!" dazwischen, und für einen Moment war ich anderer Meinung. Der große Commander hat
offensichtlich doch noch Zeit und Muße, hier und da mal ein paar ganz hörbare Songs zu schreiben und mit seiner
mittlerweile hörbar gut eingespielten Kapelle irgendwo aufzunehmen. Länger als einen Moment währt der Eindruck,
"Fuck You All!!!!" könnte die beste CF-Platte der vergangenen acht Jahre sein, leider auch nicht. Wenn man die
ersten elfeinhalb Minuten in Gestalt des überraschend düsteren "Vi Åpner Porten Til Helvete" und vor allem des
besten Nattefrost-Werkes seit Ewigkeiten, "The Frostbitten Woodlands Of Norway", hinter sich hat, kommt im Grunde
genommen nichts mehr außer Füllmaterial. Diese beiden Stücke allerdings zeigen deutlich, dass der Mann es durchaus
noch könnte, wenn er wollte: groovige, atmosphärische, im Tempo variable Stücke schreiben, die mit wenigen, aber
dafür extrem markanten Riffs auskommen und trotz dämlichen Titels absolut ernsthaft klingen. Es wirkt seltsam,
macht aber Spaß, wenn man sich auf einmal deutlich an "Black Shining Leather" erinnert fühlt. Dass das - und nur
das - vorzeigbar ist, weiß die Band auch - die Stücke stehen ja nicht umsonst am Anfang der Platte.
Was es sonst noch zu hören gibt, ist wirklich nicht der Rede wert: unverkennbar Carpathian Forest, unverkennbar
genau das, was diese Band die letzten Jahre hindurch aus mir völlig unverständlichen Gründen groß gemacht hat. Ein
bisschen mehr Thrash-Feeling hat sich eingeschlichen, aber das war bereits voraussehbar und geht bestens als Sturm
im Wasserglas durch. Einzig "The First Cut Is The Deepest" (guter Titel, wäre noch besser wenn er nicht geklaut
wäre) ist eventuell noch erwähnenswert, weil es ein wenig dem Opener ähnelt. Trotzdem sitzt man nach dem Durchlaufen
der CD da und hat den untrüglichen Eindruck, hier habe eine Band auf Gedeih und Verderb eine Dreiviertelstunde
vollgemacht, weil das Geld alle war und mal wieder ein Album erwartet wurde. Soviel Standardware ist nichts weiter
als ein Armutszeugnis. Muss ich scheinbar doch langsam die Vereinssatzung vorbereiten. |
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