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Die Zwei-Mann-Kapelle Noenum aus Finnland präsentiert nach einem unbetitelten Demo-Tape, das vermutlich von
niemandem so richtig wahrgenommen wurde, mit "Black Esoteric Evangelium" ihr zweites Lebenszeichen in Form eines
10-Zöllers. "When, where and why this occult esoteric manifestation was recorded is to be the knowledge of none",
heißt es auf der Rückseite der Hülle. Oha, wie mysteriös. Die Platte ist freilich limitiert und Noenum stellen auch
gleich klar, dass das gute Stück für die "Elite" (was auch immer das nun sein mag) bestimmt ist und nicht neu
aufgelegt werden wird. Offenbar möchte man auch nicht kontaktiert werden. Sprüche klopfen können die beiden Herren
also, aber das lasse ich lieber beiseite und widme mich der Musik.
Geboten wird hier burzumesquer, kein Stück weit origineller oder gar innovativer "Manic Esoteric" Black Metal ohne
Firlefanz. Das klingt nun allerdings viel negativer als ich es meine, schließlich ist mangelnde Originalität nicht
gleich ein Indiz für schlechte Musik. Alle vier Stücke bewegen sich zwischen Mid-Tempo und etwas flotterer Gangart
und kommen ohne Umwege direkt auf den Punkt. Auf Anhieb erinnert insbesondere der hohe Kreischgesang an Herrn
Vikernes auf seinen ersten Alben, wobei Spell, Noenums Vokalist, an ein paar Stellen auch in noch höhere
Gesangsregionen vorstößt. So oder so klingt der Gesang stets leidend und schmerzverzerrt, niemals aber übertrieben
oder lächerlich.
Die Instrumentierung ist eher einfach gehalten. So wartet das Schlagzeug zwar nicht mit spieltechnischen
Offenbarungen auf, wurde aber immerhin recht kompetent eingetrommelt und erfüllt seinen Zweck. Ähnlich verhält es
sich mit den Gitarren - die Riffs sind simpel, gehen schnell ins Ohr und erzeugen eine melancholische, zuweilen
depressive Atmosphäre, die fesseln kann. Der Sound klingt mehr nach Proberaum denn nach Studio, passt jedoch ganz
einfach gut zur Musik. So weit, so gut, aber: Einige der Riffs ähneln sich. Man bekommt zwar nicht das Gefühl, vier
Mal das selbe Stück zu hören, aber manches wiederholt sich einfach. Selbiges gilt für den Songaufbau, bei dem man
ebenfalls auf Simplizität setzt. Bei einer 10"-Platte mit ihrer relativ begrenzten Spielzeit (hier ca. 25 Minuten)
ist das kein wirkliches Problem - aber in Albumlänge könnte es schwierig werden, die Spannung aufrecht zu
erhalten.
Im Großen und Ganzen ist "Black Esoteric Evangelium" ein durchaus gelungenes, grundsolides und atmosphärisches
Werk, das, wie bereits angeschnitten, vor allem für Freunde der ersten Burzum-Platten interessant sein könnte. Zwar
handelt es sich hier zum Glück nicht um ein Plagiat, aber ein Vergleich drängt sich dennoch auf. Wenn Noenum auf
ihrer nächsten Veröffentlichung - wobei scheinbar unklar ist, ob sie überhaupt noch etwas veröffentlichen werden -
etwas mehr Eigenständigkeit an den Tag legen und sich trauen, ab und zu ihren schmalen Songwriting-Pfad zu
verlassen, dann könnten sie noch ein oder zwei Punkte mehr abstauben, denn Potential für mehr ist hier auf jeden
Fall vorhanden. Und wenn sie sich dann noch von ihren etwas kindisch anmutenden Sprüchen trennen... |
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