NEFARIUM

Praesidium (CD 2005)


Irgendetwas stimmt mit der BM-Welt nicht. Erst dauert es ewig, bis Nefarium ihr schon vor einigen Jahren aufgenommenes Zeug unter die potentielle Kundschaft bringen, und jetzt drängt sich der Eindruck auf, jene würde das nicht in dem Maße interessieren, wie es den Italienern ob ihrer musikalischen Klasse zustände. Sicher, es gibt hier und da ein paar wohlwollende Rezensionen - aber wenn man sich anschaut, welche Belanglosigkeiten regelmäßig ungleich höhere Wellen schlagen, dann muss man sich schon wundern.
"Praesidium" ist, um es möglichst griffig auszudrücken, das interessante Prügelalbum, das Setherial zwischen Emperor-auf-Speed ("Nord...") und der (Rück-)Besinnung auf einen etwas gemäßigteren Ansatz (ab "Endtime Divine") leider nie richtig gelingen wollte. Keine Frage, schnell genug waren die Schweden, allerdings sorgten sie durch einen akuten Mangel an allem anderen zumindest bei mir für heftige Anfälle von Narkolepsie. Und genau diese bleiben dem Hörer im Falle Nefariums erspart. Zwar wird auf dem Album fast ununterbrochen Vollgas gegeben, aber es gelingt der Band eben, das Gerödel nicht als Schlafmittel wirken zu lassen. Dafür sorgen unter anderem klitzekleine Verschnaufpausen und die zwar stiltypischen, aber sehr stimmungsvollen Leadgitarren. Noch wichtiger jedoch erscheinen mir subtil melodische Ambitionen der Rhythmusgitarre, die mich immer wieder an Adversam erinnern (welche übrigens auch schon viel zu lange auf der faulen Haut liegen) und das Album sowie diesen Text aus der Setherial-Fixierung befreien, die "Praesidium" schon deshalb nicht gerecht wird, weil die Italiener mir deutlich mehr zusagen als eine Schlaftablette der Marke "Hell Eternal".
Natürlich ist es relativ trivial und beinahe überflüssig, nach so vielen positiven Worten zu einer derart auf Geschwindigkeit getrimmten Scheibe etwas Positives über den Schlagzeuger zu sagen - ohne den wäre der Ansatz der Gruppe nämlich zum Scheitern verurteilt. Wenn ich den guten Mann dennoch erwähnen möchte, so deshalb, weil er nicht nur schnell, sondern auch unglaublich souverän arbeitet - was ihn von zahlreichen Kollegen unterscheidet, denen man die Anstrengung trotz aller Studiotechnik oft nur allzu deutlich anhört. Letztendlich ist es wohl auch dem Stöckeschwinger zu verdanken, dass "Praesidium" so natürlich produziert werden konnte. Das kann der Atmosphäre nur gut tun, hebt das Album deutlich von den oft sterilen Mitknüpplern ab und ist somit das i-Tüpfelchen auf einem Werk, dem man etwas mehr Aufmerksamkeit nur wünschen kann.

9 /10

Official Website

Downfall Records

 

Erik
06.06.2006


Redaktionsbewertung:
azaghal 8 Laeknishendr 8
Erik 9
Gesamtdurchschnitt: 8.3