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Besser hätte man's in Worten kaum ankündigen können, was einen musikalisch hier erwartet. Der Zorn des Allvaters
wandert. Und auf diesem kurzweiligen Weg ist's dem Betrachter kein Leichtes, den Füßen desselben zu folgen. Nur
allzu schwer ist ihnen nachzugehen, die Stapfen klar zu erkennen.
Ich mag mich falsch erinnern, doch hatte ich Allvaters Zorn bislang teils episch und durchaus strebend im Kopf. Da
überrascht's, dass das '06er Tape "Der Wanderer" doch herb zwiespältig ausfiel, wenn man erkennt, dass nur allzu
selten auf Rasanz gesetzt wird und man hauptsächlich auf recht getragenden Wassern daherschippert. Ich möchte gar
meinen, Bathory erkannt zu haben, in deren/dessen heroischer Anmut Odins Wut wahrliche Quellen gefunden zu haben
scheint. Unerwarteterweise lenken sich stetig bei Atem gehaltene Tastereien ein, die recht bald einen leichten
Summoning-Anklang hörbar machen. Aufgrund der verwendeten Drumcomputer wird im "Abschied", welcher zuletzt erwähnte
Eigenschaften vor allem vorweist, gar ein waviger Grundcharme interpretierbar.
Man legte in jeder Hinsicht viel Wert auf klangliche Epik. In Punkto Sound jedoch werden sich die Geschmäcker zu
scheiden wissen, ist "Der Wanderer" ob seiner voluminösen Opulenz doch recht dumpf, um nicht zu sagen stumpf
ausgefallen. Rein schwarzmetallische Abschnitte sind ungemein famos produziert, durch die Fülle an Synthetik jedoch,
meint das Gesamtbild allerdings mancherweise verschwimmen zu dürfen. Kläglicherweise ist's auch unnötig, alle
Instrumentalisierungen qualitativ heraus zu filtern. Gleichfalls der Gesang, ob klar gesungen, gekreischt,
gekrächzt, gesprochen oder fast gegrunzt, ist der Musik ureigenstes Pendant und kann lediglich subjektiv bewertet
werden, da sich der werte Mann am Brüllbolzen teils wirklich weit aus dem spektralen Fenster lehnt.
Aber was bieten Allvaters Zorn neben allem Pomp, Ursprünglichkeit und zwiespältiger Verdrehtheit wirklich?
Abwechslung, ja: die Songs an sich sind verhältnismäßig knapp gehalten, also kann der bereits erwähnte "Abschied"
die Qualitäten seiner Vorgänger innerhalb seiner 13 Minuten hervorragend vereinen. Aber generell gibt's trotz oder
gerade wegen der vielen sphärischen Momente keinerlei Langeweile zu verspüren. Kompositorisch weiß man, welche
Richtung die korrekte ist und weicht nur allzu oft dem naseweisen Pfade aus. Träumerisch ist dieses Werk, gut und
schön. Ein kleiner Lichtblick für jeden, der sich durch stilistische Grenzen nicht einengen lässt. Dennoch wären
für solcherlei Musik ein klarer Sound und wesentlich besser durchdachtere Mundperformances von Vorteil gewesen. Ein
interessantes Häppchen Tonband, das obendrein in ein wohltuend simples Artwork gehüllt ist. Nicht übel, sprach der
Dübel, und verschwand in der Wand. |
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