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Die ganze Zeit über hatte ich mir fest vorgenommen, nie wieder ein Review zu schreiben und war absolut davon
überzeugt, diesem Vorsatz auch konsequent nachkommen zu können. Aber da gab es Secht noch nicht.
Secht? Im tiefsten Franken würde das (unter anderem) bedeuten "er/sie/es sagt". Ich bin mir zwar relativ sicher, dass
der Bandname nicht aus dem Fränkischen stammt, aber auf diesem Erstlingswerk, das quasi aus dem Nichts auftaucht,
gibt es dennoch einige Leute, die was zu sagen haben. Als da neben den Hauptakteuren Dirge Rep und Vrangsinn z.B.
wären: Gaahl, Nocturno Culto, Hoest, Nattefrost, Nag, Apollyon und Nordavind. Norwegens Black Metal-Elite hat sich
hier also versammelt, um etwas zu erschaffen, was laut Beipackzettel "true narcotic" und "truly unique" ist. Und so
skeptisch ich solchen All-Star-Projekten im allgemeinen auch gegenüber stehe, so sehr muss ich in diesem Fall
beipflichten. Was einen hier erwartet, mag auf den ersten Blick enttäuschend sein, denn nur ein einziger Song
befindet sich auf dem Silberling, allerdings einer, der sich über mehr als 37 Minuten erstreckt. Viel wichtiger als
die Länge ist aber der Inhalt.
Und der musikalische solche lässt sich kurz mit einem Wort umschreiben: Disharmonien. Wer damit nichts anfangen
kann, der kann hier aufhören zu lesen, denn für den ist dieses Album sicher nicht geeignet. Ein schräges und in
seiner Wirkung beinahe psychopatisch zu beschreibendes Grundthema, das sich annähernd über die gesamte Spiellänge
ausbreitet, vermag es, den Hörer in einen Bann zu versetzen, der tatsächlich eine Art narkotisierende Wirkung
versprüht. Anfangs noch bedrohlich ruhig steigert sich diese Melodie in ein rasantes satanisches Inferno, das vor
Bösartigkeit überläuft. Gekrönt wird das Ganze vom Gesang, der sich von anfänglichem Flüstern bis hin zu
stakkatohaften, dem Wahnsinn nahen Ausbrüchen empor schraubt und der aufgrund der zahlreichen Teilnehmer natürlich
enorm abwechslungsreich ausgefallen ist. Ob nun Satan huldigende, beschwörende Ritualgesänge oder markerschütternde
weibliche Schreie - es scheint, als würde hier die komplette Palette an Irrsinn aufgefahren und all das kreiert
eine Atmosphäre, für die "Irrsinn" tatsächlich nicht das schlechteste Synonym ist. Zwischendurch immer wieder diese
unheilvolle Ruhe, bevor erneut die Boshaftigkeit losbricht und alles "Normale" zu verschlingen scheint.
Als wäre man in einer Geschichte gefangen, deren Ende bereits feststeht und von einem "Happy-End" reden wir hier
nicht.
"Secht" ist definitiv nichts für jedermanns Geschmack. Zum Kauf raten kann ich daher nur denen, die sich von der
obigen Beschreibung angesprochen fühlen, denn Standard-BM bekommt man hier nicht geboten, auch wenn das lyrische
Thema so ursprünglich ist, wie es nur sein kann. Ich für meinen Teil kann dieser chaotischen und untypischen
Variante des BM allerdings sehr viel abgewinnen. Warum das Album dennoch keine Höchstwertung von mir bekommt, liegt
daran, dass mir der Ausklang, der sich immerhin über 10 Minuten erstreckt, dann doch einen Tick zu lang ausgefallen
ist. Davon abgesehen: truly unique! |
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