SECHT

Secht (CD 2006)


Die ganze Zeit über hatte ich mir fest vorgenommen, nie wieder ein Review zu schreiben und war absolut davon überzeugt, diesem Vorsatz auch konsequent nachkommen zu können. Aber da gab es Secht noch nicht.
Secht? Im tiefsten Franken würde das (unter anderem) bedeuten "er/sie/es sagt". Ich bin mir zwar relativ sicher, dass der Bandname nicht aus dem Fränkischen stammt, aber auf diesem Erstlingswerk, das quasi aus dem Nichts auftaucht, gibt es dennoch einige Leute, die was zu sagen haben. Als da neben den Hauptakteuren Dirge Rep und Vrangsinn z.B. wären: Gaahl, Nocturno Culto, Hoest, Nattefrost, Nag, Apollyon und Nordavind. Norwegens Black Metal-Elite hat sich hier also versammelt, um etwas zu erschaffen, was laut Beipackzettel "true narcotic" und "truly unique" ist. Und so skeptisch ich solchen All-Star-Projekten im allgemeinen auch gegenüber stehe, so sehr muss ich in diesem Fall beipflichten. Was einen hier erwartet, mag auf den ersten Blick enttäuschend sein, denn nur ein einziger Song befindet sich auf dem Silberling, allerdings einer, der sich über mehr als 37 Minuten erstreckt. Viel wichtiger als die Länge ist aber der Inhalt.
Und der musikalische solche lässt sich kurz mit einem Wort umschreiben: Disharmonien. Wer damit nichts anfangen kann, der kann hier aufhören zu lesen, denn für den ist dieses Album sicher nicht geeignet. Ein schräges und in seiner Wirkung beinahe psychopatisch zu beschreibendes Grundthema, das sich annähernd über die gesamte Spiellänge ausbreitet, vermag es, den Hörer in einen Bann zu versetzen, der tatsächlich eine Art narkotisierende Wirkung versprüht. Anfangs noch bedrohlich ruhig steigert sich diese Melodie in ein rasantes satanisches Inferno, das vor Bösartigkeit überläuft. Gekrönt wird das Ganze vom Gesang, der sich von anfänglichem Flüstern bis hin zu stakkatohaften, dem Wahnsinn nahen Ausbrüchen empor schraubt und der aufgrund der zahlreichen Teilnehmer natürlich enorm abwechslungsreich ausgefallen ist. Ob nun Satan huldigende, beschwörende Ritualgesänge oder markerschütternde weibliche Schreie - es scheint, als würde hier die komplette Palette an Irrsinn aufgefahren und all das kreiert eine Atmosphäre, für die "Irrsinn" tatsächlich nicht das schlechteste Synonym ist. Zwischendurch immer wieder diese unheilvolle Ruhe, bevor erneut die Boshaftigkeit losbricht und alles "Normale" zu verschlingen scheint. Als wäre man in einer Geschichte gefangen, deren Ende bereits feststeht und von einem "Happy-End" reden wir hier nicht.
"Secht" ist definitiv nichts für jedermanns Geschmack. Zum Kauf raten kann ich daher nur denen, die sich von der obigen Beschreibung angesprochen fühlen, denn Standard-BM bekommt man hier nicht geboten, auch wenn das lyrische Thema so ursprünglich ist, wie es nur sein kann. Ich für meinen Teil kann dieser chaotischen und untypischen Variante des BM allerdings sehr viel abgewinnen. Warum das Album dennoch keine Höchstwertung von mir bekommt, liegt daran, dass mir der Ausklang, der sich immerhin über 10 Minuten erstreckt, dann doch einen Tick zu lang ausgefallen ist. Davon abgesehen: truly unique!

9 /10

Official Website

ANP Records

 

Laeknishendr
16.05.2006


Redaktionsbewertung:
azaghal 9 Laeknishendr 9
Erik 8 Herr B. 7
Gesamtdurchschnitt: 8.3