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Kompakt und knackig statt ausschweifend und episch bis zur Vergreisung - Elite haben die Würze in der Kürze entdeckt.
Wo sich anfangs noch überlange Lava-Stücke langsam ins Trommelfell des Hörers ergossen haben, werden dieser Tage
bewährte Mittel zur schnellen Vernichtung von Nackenwirbeln wie Snare- und Double-Bass-Attacken angewandt. Aber
selbst diese Truppe aus dem sehr hohen Norden kann ihre Wurzeln nicht vollständig ablegen und wartet im letzten Stück
mit langsameren Passagen auf, die aber für "Kampen" nichtsdestotrotz zu schnell gewesen wären. Zu dieser "Problematik"
später mehr.
Die Norweger stellen sich also gegen ihre jungen Wurzeln und gehen songtechnisch in eine völlig andere, weitaus
bühnenfreundlichere Richtung. Während konservative Verfechter des Reinheitsgebotes angesichts solch einer Entwicklung
laut aufheulen, freue ich mich hingegen über diesen Schritt. Denn obwohl beim erstmaligen Hören nur widerwillig der
Glaube einsetzt, dass das wirklich Elite sind, findet man schnell Gefallen an dem Album. "Æreløs" darf als erstes ran
und macht von der ersten Sekunde an keine Gefangenen. Kraftvoll steuert die fünfköpfige Besatzung einem wirklich
abgefahrenen Chorus entgegen, wenig später wandert sie durch thrashige Felder, wiederholt den Beginn, um ja bei der
logischen Sache zu bleiben und schon ist es wieder vorbei - dreieinhalb Minuten verfliegen wie wenige Augenblicke.
"Tåke" geht etwas gemächlicher los, lässt jedoch im Gegenzug einige wirklich nette Ideen vom Stapel, die sich sofort
im Gehirn festsetzen und einen wochenlang zum Nachsummen bewegen. In die selbe Kerbe schlägt "Vikingfjord", das, gemäß
dem Namen, eine ebensolche Atmosphäre verbreitet, d.h. Schunkelriffs, rhythmisch pointierte Texte und "Hej!"-Rufe im
Refrain. Im Prinzip ebenfalls nicht schlecht ausgearbeitet ist das midtempolastige "Vinterlåst", der einzige Beitrag,
dem Killermelodien fehlen und somit neben den anderen Songs etwas untergeht. Sobald jene Nummer verstummt, meldet sich
"Isberg", der komplexeste Bestandteil des vorliegenden Langläufers, zu Wort. Unheilvoll wie melancholisch gestaltete
Abschnitte wechseln sich gegenseitig ab, ohne irgendwie unrund aufeinander abgestimmt zu wirken. Den Höhepunkt
erreicht "Bifrost" im gleichnamigen Lanzenbrecher, dessen abartig eingängiges Wechselspiel zwischen bangfähigen
Strophen und rasenden Bridges eine sichere Live-Granate darstellen. Hammer! Der "Bekmørkt"-Vorbote "Misteltein" sollte
den meisten Anhängern schon bekannt sein, da jene Komposition (bis auf den Sound natürlich) eins zu eins übernommen
wurde. Bis auf den passablen Mittelteil leckt das Gefährt nach wie vor an Spannung, da die hier dargebotenen
Tempoattacken keineswegs revolutionär klingen. Dafür werden zum Abschluss nochmal alle Kräfte mobilisiert, um dem
schleichend-morbiden Sahnehäubchen "Krampetak" ein paar irrwitzig flottgehende Raketen unter den Songwriting-Anorak
zu schieben, die funkensprühend alles Umliegende verbrennen.
Wer auf der Suche nach sofort zündendem Norsecore ist, sollte sich den vorliegenden Achtteiler zulegen. "Bifrost"
offenbart eine andere Seite "elitären" Songwritings, das der Gruppe sicherlich gut zu Gesicht steht und förmlich danach
schreit, vor Publikum gespielt zu werden. Hoffen wir mal auf weitere Band-Aktivitäten in diesem Bereich, das hat das
Material meiner Meinung nach redlich verdient. |
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