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Eine bis dato unbekannte, schlicht und schwarz bedruckte CD im Player ist immer eine gute Gelegenheit, den Stift in
die Hand zu nehmen, um von wahren Wonnen löblich dunkler Liedkunst zu berichten. Der hier vorliegende Tonträger aus
dem Hause Debemur Morti enthält den vertonten erhobenen Mittelfinger des französischen Krawallduos Haemoth.
"Kontamination" heißt der Bastard und verspricht nach zwei Alben und diversen Demos einen weiteren kurzweiligen Tanz
auf den aschenen Resten der Menschheit.
Jedoch passiert auf dem Album selbst erst einmal eine ganze Weile gar nichts, bis auf ein an Abruptum erinnerndes
halliges Schlagzeug, gefolgt von einer Gitarrenstruktur, die durch ihre mittlere Übersteuerung fast schon Anaal
Nathrakh'sche Verhältnisse an den Tag legt. Um mich zu vergewissern, dass es sich beim eingelegten Silberling um die
zu beschreibende CD handelt, entreiße ich sie kurzerhand dem Lasersklaven. Nach Bestätigung durch die CD selbst geht
es weiter, aber es dauert auch im nächsten Track zwei Minuten bis klar wird, dass der Lehrling im Presswerk keinen
Fehler begangen hat. Ab diesem Moment wird erst einmal ein anständiges Tagewerk vollbracht, der übersteuerte Gesang
und der forsche Gitarreneinsatz sägen sich annehmbar in die Lauscher. Leider währt die Freude nur kurz, da der Titel
von einem atmosphärischen Zwischenteil unterbrochen wird, welcher meinerseits nicht begründet werden kann, außer
vielleicht dass hier Zeit geschunden wird. Wie er begonnen hat, so endet der Track und wartet mit einem ruhigen und
versöhnlichen Übergang in die nächste Episode auf.
In dieser wird dann das Titelstück auf den Hörer losgelassen, welches auch ganz gut losmarschiert. Bedächtig
schreitet die Strophe durch die Welt und wechselt sich mit rasend um sich schlagenden Themen ab. Zwar ist dies
aufgrund der Wiederholungen eine runde Sache, aber gescheite Stimmung will auch hier nicht aufkommen, da der
entscheidende Tritt in den Arsch fehlt. Danach herrscht erst mal wieder das industrielle Ambiente von lauter
werdendem Rauschen vor und beschert dem Hörer eine dreiminütige Verschnaufpause, die er eigentlich gar nicht braucht
und in den meisten Fällen noch nicht einmal will. Jetzt könnte es eigentlich mal losgehen.
Tut es aber nicht. Langsamen Schrittes geht es in den fünften Track über, der in Summe recht langweilig daherkommt,
da nützt es auch nichts, wenn ein Sprachsample zur Auflockerung eingefügt wird. Durch das Zurückschrauben des
Schlagzeuges bringt leider auch die Double Bass des Schlagwerkers nichts, um den Track von den Scheintoten zu erheben.
Schlimmer wird es nur noch, als ein atmosphärisch klimperndes Klavier den Track endgültig zu Grabe trägt. Wenigstens
zum letzten Stück bäumen sich die Jungs von Haemoth noch einmal auf und werfen mit "Stigma Diabolikum" ein wenig
Feuer in die Waagschale. Jedoch währt meine Freude auch hier wieder nur Momente, denn es wird jäh unterbrochen und
ein uninspirierter Part im niedrigsten Tempo nervt meine Gehirnzellen. Wer clever ist spult auf 04:48 vor, ab da geht
wenigstens wieder ein wenig Raserei bzw. schnelleres Gehacke.
Wieder aufflackerndes elektronisches Gezeter bringt das ungleiche Verhältnis von nervigen Zwischenpassagen,
industriellen Einlagen und schwarzmetallen angehauchten Soundlandschaften zu Ende. Wohl nur etwas für diejenigen,
die alles von Haemoth haben müssen. Eine halbe Stunde, von welcher man einen Teil sicherlich genießen kann, denn
Haemoth kommen in den metallenen Passagen tight und plausibel rüber. Bleiben wohl doch erst einmal nur die
Vorgängeralben. |
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