|
Wo soll man bei Haemoth am günstigsten anfangen? Die Tatsache, dass sowohl Musik als auch Auftreten und Präsentation
der Franzosen jedwedes True-BM-Klischee kraftficken, macht's dem kritischen Betrachter zur Bürde, einen nutzvollen,
um nicht zu sagen, herausragenden Anhaltspunkt zu finden. Wobei man dem westeuropäischen Duo durchaus zugute halten
kann, dass es oberflächlich betrachtet einiges hermacht, gar elitär wirkt. Nun denn, das spiegelt sich natürlich in
puncto Ausstattung der Alben, etc. deutlichst wieder, tut hier jedoch wenig zur Sache. Denn rein qualitativ treibt
man weder potentieller Konkurrenz Pipi in die Augen, noch werden Originalitätstrophäen geschossen (auch wenn das
zweifelsfrei nicht beabsichtigt wurde).
Geradezu abgekartet und standardisiert röhrt das fiese Gebretter aus umliegenden Tonquellen. Die Rangfolge der Songs
ist beinahe bilderbuchhaft. So kalkuliert man beispielsweise enorm geschickt und packt zwischen die einzelnen
(Ge-)Trümmerstücke etwa ein von Gitarren begradigtes "Ich bin irre"-Zwischenspiel ("Human Being (This Pathetik Worm)")
oder einen ironischerweise ungemein eigenständigen Ambient-Lückenfüller ("Descent/(C.T.S.)"). Das, was übrig bleibt,
fasst dann gerade mal 'ne halbe Stunde und ist eigentlich nichts mehr, außer verzichtbar. ...Könnte ich sagen, will
ich aber nicht. Denn "Vice, Suffering And Destruction" stellt in gewisser Hinsicht einen übermäßig großen Glücksfall
dar, wenn's um die Produktion geht. Diese ist nämlich derart geil, dass die verhältnismäßig durchschnittlichen
Kompositionen um mindestens eine Arschbreite in Richtung Wohlgefallen abdriften. So wirkt der Opener "Abomination"
aufgrund seines recht variablen Riffings teils wirklich fassend und bewegend, macht sogar fast Laune, wenn man die
nötige Genügsamkeit mit sich bringt. Schwierigkeiten bestehen letztendlich darin, ob der Zuhörer sich von bereits
'zig mal gehörten Verfahrensweisen noch wirklich mitreißen lassen will. Logistisch simpel wird einem quasi typische
Underground-Festival-Kost vorgesetzt, die alles abgrast, was in ihr begrenztes Spektrum passt. Will heißen, rauhen
Black Metal, eiskalt und bitter, aber nichtssagend und altbackenen Thrash Metal, ruppig und urig, doch scheißöde.
Sicher verknüpft man beiderlei auf nette Art und Weise und weiß, in welche Richtung sich die true Uhr dreht;
vermutlich trifft man auch für einige Puristen den Pudel auf den Kopf. Einen wirklichen Hauptgewinn sahnen Haemoth
mit "Vice, Suffering And Destruction" aber gewiss nicht ab. Hätte man nicht Glück gehabt, eine astreine Produktion
zu erhaschen, könnte ich hier nur Mittelmaß verzeichnen. Da jedoch, im Vergleich zum streitbaren "Satanik
Terrorism"-Geplänkel, eine Steigerung vorliegt und, nach OSBM-Plan-B-Schema vorgehend, alles richtig gemacht wurde,
meine ich, dass Haemoth irgendwann eine zweifelhafte Kult-Granate werden - unnötig, aber konsequent. Wer nicht
schon alles hat, der greife bitte zu. |
|