|
Schweinerei. Unfair. Ich sitze hier schon seit geraumer Zeit rum, aber irgendwie will mir keine halbwegs sinnvolle
Einleitung zu diesem Text einfallen. Zu "Italien und Black Metal" würden zwar eine ganze Menge sinnloser bis
ausgelutschter Floskeln passen, mehr kommt jedoch nicht. Vielleicht liegt es einfach daran, dass Melencolia Estatica
bis dato ein völlig unbeschriebenes Blatt sind. Von der Band habe ich jedenfalls in Zusammenhang mit diesem ersten,
selbstbetitelten Album das erste Mal gehört. Es gibt also keine Vorurteile, keine Erwartungen, noch nicht mal einen
sinnlosen Werbetext oder eine dumme Stilbeschreibung, über die man sich lustig machen könnte.
Lassen wir also das Album für sich sprechen. Wenn man die Scheibe mit einem Wort beschreiben wollte, so müsste
dieses "melancholisch" sein - was angesichts des Bandnamens kein sonderlich großes Wunder ist. Viel überraschender
ist da schon die Tatsache, dass das Tempo in der Hauptsache eher hoch gehalten wird (von einem sehr kompetenten
Stöckeschwinger übrigens). Zwar gibt es hin und wieder ein paar ruhigere Abschnitte, im Allgemeinen sind Melencolia
Estatica jedoch sehr weit von dem entfernt, was gemeinhin als "Melancholic Black Metal" verkauft wird - womit wir
den zweiten Teil des Namens erklärt hätten. Auch Keyboards gibt's keine, und selbst produktionstechnisch geht man
eigene Wege. Recht kraftvoll und differenziert wurden die vier überlangen Stücke produziert; das Ancalagon-Album
könnte eventuell als Anhaltspunkt dienen. Dem Bass wurde im Mix erfreulich viel Raum gegeben, und der Tieftöner ist
es oft auch, der dem Material seinen melancholischen Charakter verleiht. Wenn nämlich die Gitarren ihre klirrenden
Riffs darbieten, so sorgt das Langholz immer mal wieder für die eigentlichen Melodien, verleiht den Liedern
zusätzliche Tiefe und eine gehörige Extraportion Emotion. Und wenn ich jetzt den Bass so sehr hervorhebe, so muss
ich natürlich gleich hinterherschieben, dass die Gitarren weit mehr machen als nur eine Rauschewand zu liefern.
Auch die Sechssaiter sind melodisch aktiv und setzen diverse Glanzlichter - aber es ist für meinen Geschmack das
Zusammenspiel beider Elemente, das bei Melencolia Estatica dieses Gewisse Extra ausmacht, der Band Charakter gibt
und sie über die graue Masse erhebt.
Hört euch das Ganze also am besten über Kopfhörer an, sonst lauft ihr Gefahr etwas zu verpassen. Viel wichtiger ist
jedoch, dass ihr euch überhaupt mit Melencolia Estatica befasst. Ansonsten verpasst ihr garantiert etwas. |
|