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Bassisten haben manchmal einen schweren Stand, wenn sie in Bands arbeiten, die genauso gut als Ein-Mann-Projekte
funktionieren könnten. Zeitweilige Ideen werden eventuell verworfen oder ad acta gelegt, weil der Anführer selbst
sich nicht gerne ins Handwerk pfuschen lässt. Spinnt man den Faden im logischen Sinne weiter, stößt der
Schaffenswütige bald auf den Gedanken, mal sein eigenes Ding durchzuziehen. Soeben noch auf Odals Zweitwerk eine
unterstützende Kraft gewesen, erscheint jetzt der erste Solotrip im CD-Regal-freundlichen Buchformat, das von der
Aufmachung her einen nachahmungswürdigen Eindruck hinterlässt.
Ins selbe Holz schlägt das erhabene Intro, welches nebst nettem Saitengestreiche und Fellverklopfen auch einen
dezent eingebauten Frauenchor im Programm hat. Danach geht es gleich weiter mit einer ungestümen Klangcollage,
konstruiert nach Schema F: Rasender Anfang, langsamer bis Double-Bass-lastiger Mittelteil, rasender Schluss - so
spannungsfrei wie eine klare Suppe, aber immerhin kompetent umgesetzt. "Pfad der Einsamkeit" fängt verträumt an,
mündet dann jedoch in eine durchwegs nette Tempobombe voller Details wie Klargesang oder atmosphärische
Hintergrundläufe. Ein Mid-Tempo-Stampfer knüpft an, dessen Ende, unterbrochen von einigen Breaks, wiederum auf
höchste Geschwindigkeiten aus ist. Zwei weitere Durchläufe verliert "Gandreid" an Substanz und verbleibt als
kurzlebige Eintagsfliege. Nach einem rein akustisch gehaltenen Zwischenstück ertönt "Entrückung", das zweifellos
als kompositorischer Höhepunkt hervorsticht. Geleitet vom gelungenen Hauptriff beschreibt Wolfhetan eine emotionale
Talfahrt - gespickt mit einer Vielzahl von dunklen, schwermütigen Riffs, geprägt vom rastlosen Spiel des
Schlagzeugers und untermalt vom wehmütigen Klang der Violine sowie zahlreichen weiteren Einwürfen. Allerdings wird
dieser Wulst an Ideen so geschickt verarbeitet, dass von Überladung keine Rede ist, geschweige denn von langweiligen
Überbrückungen.
Abgesehen vom eher durchschnittlichen Gerödel bleibt unterm Strich eine ganz große Hymne, die sicherlich mit zur
besten Kost dieses noch jungen Jahres gehört. Da allerdings eben jene verzichtbaren Semi-Lückenfüller überwiegen,
fällt die Gesamtnote leider nicht sonderlich prall aus. Mein Rat an Wolfhetan: Weniger Stücke, mehr episches
Kopfkino. |
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