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Objektiv betrachtet spielen Mordrak melancholischen Black Metal, der fast ohne Tastenterror auskommt und abgestumpften Themenkreisen entsagt. So gibt es weder Aufforderungen zum fröhlichen Armeritzen noch grenzdebile Anprangerungen diverser Dogmen, sondern - als Alternativgericht - die Natur im Einklang mit dem Menschen sowie dunkle Visionskost. Ist zwar nicht besonders einfallsreich, dafür jedoch umso persönlicher als imaginäre Feuerspiele mit sakralen Einrichtungen. Titel wie "Des Sturmes Macht" oder "Erhebung" machen jedenfalls Lust auf's Reinhören.
Nach dem wenig spannenden Klimper-Intro, das übrigens auch als Outro herhalten darf, ertönt "Schemen eines Kindes", einer der besten BM-Songs aus diesem noch jungen Jahr. Dabei ist das verwendete Schema keineswegs neu: Zwei bis drei kurzweilige Passagen, die toll zusammenpassen, werden nahtlos miteinander verknüpft. Darüber noch eine kraftvoll gesungene Gesangsspur - fertig ist der Ohrwurm für die nächsten Tage. Genial! Die nachfolgenden Beiträge "Kalt" und "Erhebung" sind nett, aber vor allem ersterer leckt am leergelaufenen Ideenpool der Band, da ein anderthalbminütiges Spektakel nach einer kurzen Sprechsequenz stumpf drangehängt wurde. Das Titelstück kann daraufhin mit einer Überraschung prahlen - hier wird ausschließlich auf Akustikklampfen gespielt, acht Minuten hindurch und das wieder so spitze, dass mir der Atem vor lauter Atmosphäreüberschuss stockt. Sowas sollten die Jungs des öfteren machen, da solche Einlagen einem Album eine dynamische Note geben. "Nebel und Regen" hat trotz seines nichtssagenden Titels kompositorisch einiges zu bieten, vor allem die netten Gitarrenläufe wissen zu gefallen. Ab diesem Song geht es wieder leicht bergab, erst "Analogia Entis" reißt den Hörer durch sein thrashig angehauchtes Grundszenario wieder aus der Dämmerung. Der ordentliche, weil relativ kurz gehaltene Bonustrack "Des Sturmes Macht" schließt den Kreis des Nebelklangs.
Seit der Gründung Mordraks vor vier Jahren gab es zahlreiche Bandumstrukturierungen, der letzte Wechsel fand ausgerechnet am Mikrofon statt. Ich gehe daher mal davon aus, dass, sofern das momentane Line-Up die nächsten Winter übersteht, die Gruppe zu einer untrennbaren Einheit zusammenwächst und somit in Zukunft noch stärkeres Material unter die interessierte Schar bringt. "Nebelklang" ist der erste empfehlenswerte Langläufer aus dem norddeutschen Hause, dem hoffentlich bald ein Nachfolger zur Seite gestellt wird. |
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