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Wo gibt es lieblichen Wein, herb "duftenden" Käse und meterlange Baguettes? Richtig. In Frankreich. Hier ist es den
Leuten unmöglich ein "h" auszusprechen, man lässt sich wahnsinnig viel Zeit beim Essen und spricht so schnell, dass
man als Außenstehender, der die französische Sprache nicht grade mit dem großen Löffel gegessen hat, ernste
Schwierigkeiten bekommt, etwas zu verstehen. Doch entfernen wir uns mal vom Ess- und Sprachverhalten unserer
geschätzten Freunde im Westen. Genauer gesagt, nehmen wir Kurs auf die französische BM-Szene. Die hat nämlich
einiges zu bieten. Wären da zum Beispiel Temple Of Baal und ihre neuste Hackplatte "Traitors To Mankind".
Gerüstet mit Antares, dem neuen Drummer, der unter anderem bei Glorior Belli und Black God die Knochen schmettern
ließ, bricht ein neues Zeitalter an. Ebenso wurden für die Produktion mit Ludovic Tournier, der für seine
Zusammenarbeit mit Himinbjorg, Hell Militia oder Nehëmah bekannt sein dürfte, neue Maßstäbe gesetzt.
In ordnungsgemäßer Knüppelmanier entzündet sich ein prasselnder Double-Bass-Hagel, der einen beachtlichen
Durchschlagsgrad vorzuweisen hat. Intensität und Power werden also von Anfang an geboten, wenn auch nicht in reiner,
sondern gemischter Form. Im Schatten der üblichen BM-Klänge zieht sich nämlich eine gewaltige Death Metal-Spur über
das gesamte Klangwerk hinweg. Trotzdem haben wir es nicht mit belanglosem Geprügel zu tun, denn wie von Amduscias
angesprochen, lässt sich die Band mehr Freiheiten und setzt auf Variation. So kann man sich neuerdings auf
Gitarren-Solos freuen, die durch einwandfreie Klarheit bestechen und zwischen den kraftvollen Wänden aus Black und
Death für melodiös anmutende Momente sorgen. Neben der Bedienung des Tieftöners hat auch Arkdaemon eine neue
Beschäftigung. So wirkt er in einigen Songs als Backing-Vocalist mit und stellt damit einen schönen Kontrast zum
Whiskey-Organ von Amdusicias dar. Ebenfalls bekannt dürfte sein, dass die Franzosen schon immer einen gewissen
Thrash-Einfluss hatten. Das wird mit "Under The Spell" eindrucksvoll und rasant unter Beweis gestellt, auch wenn
die Höllenfahrt nur knapp die 2-Minuten-Grenze überschreitet.
Zu all dem gibt es auch lyrische Veränderungen, denn im Gegensatz zum Vorgänger "Servants Of The Beast" sind die
Texte viel persönlicher und zeigen deutlich, was in letzter Zeit überstanden und durchgemacht werden musste. Stücke
wie "Graveyard Of Disgust" sind beispielsweise Werke purer Bitterkeit und Verzweiflung. So ist es schön anzusehen,
dass viele verschiedene Stimmungsfelder erzeugt werden, was den einen oder anderen vielleicht zum Nachdenken anregt,
ob er denn ein Album kaufen möchte, das keine feste Stimmungslage hat. Doch da hier alles aus einem Guss kommt,
dürfte auch dieses eventuelle Problem schnell beseitigt sein. Denn ob es nun schmettert, groovt oder walzt, es
passt einfach gut zusammen. Und um die unten stehenden Zahlen in Worte zu fassen: "Traitors To Mankind" ist ein
wirklich "korrektes" Release, das keinen Überflieger darstellt und dem hier und da noch mehr Abwechslung gut tun
würde, da sich nach mehreren Durchgängen einige Sachen recht gleich anhören. Dennoch wird sich der Erwerb neben den
Szene-Anhängern auch für tolerante Death-Metal-Fans lohnen. |
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