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Belenos, das ist auf meiner Realitätsebene eigentlich ein Kandidat zum Durchwinken: "Neues Album? Super. Jetzt nur
noch schnell einen netten Text ausdenken und eine der hohen Noten auswählen." Der Knackpunkt in diesem Satz ist
"eigentlich". Dieses Wort beinhaltet die Möglichkeit, dass doch alles ganz anders kommt. Und für diese Option haben
sich - aus welchen Gründen auch immer - Belenos mit ihrem neuen Album entschieden.
Das soll jetzt nicht bedeuten, bei Belenos wäre im Jahre 2006 "alles ganz anders". Nein, die Franzosen klingen
durchaus ungefähr so wie früher, auch wenn natürlich immer gewisse Unterschiede gefunden werden können. Das
Problem ist vielmehr, dass Belenos heuer wie eine Beta-Version ihrer selbst wirken. So ist es in meinen Ohren eine
ganz erstaunlich schlechte Idee gewesen, das Album nach jedem "richtigen" Lied von irgendwelchen Spielereien
unterbrechen zu lassen. Das sorgt nämlich erstens für eine gewisse Vorhersehbarkeit (a.k.a. Langeweile), raubt
zweitens der Scheibe ein ganzes Stück Dynamik, und schließlich tut es der Homogenität immer besser, die
verschiedenen Elemente zu verschmelzen, anstatt sie einfach so nebeneinander stehen zu lassen. Außerdem hat diese
Fixierung auf ein starres Schema dafür gesorgt, dass auch Zwischenstücke auf der CD gelandet sind, die das Niveau
eher nicht anheben.
Womit wir auch schon bei den eigentlichen Liedern wären: in diese haben sich ebenfalls gewisse Einflüsse
eingeschlichen, die sicher keinen qualitativen Fortschritt darstellen, auch wenn sie Belenos eventuell als Band
ausweisen, die nicht auf der Stelle treten will. Und wenn ich oben gesagt habe, Belenos seien immer noch als sie
selbst zu erkennen, so muss diese Aussage dahingehend korrigiert werden, dass "Chants De Bataille" - ganz seinem
Titel entsprechend - härter ausgelegt ist als die bisherigen Werke der Franzosen. Sicher, das geht gelegentlich
auch halbwegs gut, so zum Beispiel wenn "Fureur Celtique" sich zu rasanter Melodik im Stile später Emperor steigert
oder wenn im Titelstück ein paar wirklich schöne Gesangslinien für ein harmonisches Gegengewicht sorgen. Dass aber
"Colère De Feu" nach neo-norwegischem Plaste-Death klingt, muss man sicher nicht mehr gut finden. Genausowenig, wie
man Schweden-Fließband-BM der Sorte "Sacrifiés" auf einer Belenos-Veröffentlichung für eine passende
Horizonterweiterung halten muss. Nein, unterm Strich kommt man bei aller Liebe nicht um die Feststellung herum,
dass die etwas überarbeiteten Kleider Loïc und Co. nicht sonderlich gut stehen. "CdB" ist sicher kein schlechtes
Album, in Anbetracht meiner Erwartungen aber eine gewisse Enttäuschung, die ein paar nette Momente und der wirklich
gelungene Abschluss "Funérailles" vor Schlimmerem bewahren. |
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