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Industrial Black Metal. Wenn man die Sache kritisch betrachtet, ist es eigentlich ein Witz, dass ein so mickriges
Subgenre einen eigenen Namen hat. Und bemerkenswerte musikalische Errungenschaften gibt es unter dem Namen
eigentlich auch nur eine, wenn ihr mich fragt. Diese (na welche wohl?) ist jedoch dermaßen gelungen, dass selbst
ich dem Term "Industrial BM" nicht vollends abgeneigt bin, wenn auch (bisher) eher als theoretisch interessante
Klangkombination der Zukunft denn als wirklich produktive Musikrichtung. Deshalb ist es durchaus erfreulich, dass
sich hin und wieder eine Band daran versucht, den brach liegenden Acker zu bestellen.
Das war zwar auch im Falle von BlackLodge bisher nicht von großen Erfolgen gekrönt, aber seit den eher nicht so
prallen Demotagen hat sich die Band mächtig entwickelt und will es nun mit "SolarKult" wirklich wissen. Zu diesem
Zwecke sind die Franzosen bis nach Schweden gereist, um sich von Herrn Necromorbus im gleichnamigen Studio (wohl
dem besten heutzutage) tatkräftig unter die Arme greifen zu lassen. Den Aufwand hört man dem Album durchaus an:
der angestrebten Ausrichtung entsprechend geht es kraftvoll und dennoch recht differenziert zur Sache. Kompositorisch
jedoch ist jede Truppe auf sich allein gestellt (ok, bei Dan Swanö nicht unbedingt), und wie zu erwarten war (war
es das?), wird auch bei Necromorbus aus einem bestenfalls soliden Brauereipferd kein feuriger Araber.
"SolarKult", um das Fazit vorwegzunehmen, leidet schlicht an einem übermäßigen Stilbewusstsein seitens der Band.
Das soll heißen, beim Hören des Albums beschleicht den Konsumenten nicht selten das Gefühl, den Franzosen sei es in
erster Linie darum gegangen, BM zu fabrizieren, der so Industrial-lastig wie möglich ist. Es entsteht mitunter der
Eindruck, gute Lieder seien bei diesem Unterfangen nicht ganz so wichtig gewesen. Hauptsache, es gibt ordentliche
"Techno-Beats", viele "gesamplete" Gitarren und allerlei Effekte - da ist es ganz egal, dass die gelegentlich gar
nicht so üblen Riffs vor lauter Rumgespiele nicht zur Geltung kommen. Wenn es bei Stilmischungen darum geht, das
Beste verschiedener Welten zusammenzubringen, so muss man BlackLodge leider attestieren, dass in ihrem Mix der
Industrial-Anteil dem BM ständig im Weg steht. Das Album wirkt seltsam undynamisch, entfesselte Ausbrüche finden
nicht statt, und zu einem Kracher wie "The Rest" reicht es natürlich schon lange nicht. Nun ja, vielleicht liegt
das einfach daran, dass BL keine sonderlich gute Industrial-Band wären. Oder vielleicht haben die Jungs auch nur
Angst vor der eigenen Courage und wagen sich deshalb nicht an eine kompromisslos rotzige Nummer wie "Black Magic
Mushrooms", wer weiß.
Dagegen weiß ich, dass "SolarKult" einfach zu lang ist. Bei über einer Stunde Spielzeit gibt sich die Anzeige des
CD-Spielers zwar wunderbar satanisch, allerdings hat die Band auch reichlich Gelegenheit, ihr begrenzt wirkendes
Industrial-Inventar durchzuspielen. Und zwar mehrmals. Besonders wenn man sich in den zweistelligen Liedbereich
vorgearbeitet hat, wird das Ganze eher anstrengend und man wünscht sich inständig, die Franzosen hätten mehr
komponiert anstatt nur stilisiert. |
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