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Nebensächlichkeiten lenken nur allzu gerne vom Wesentlichen ab. So stießen sich sehr viele BM-Jünger an den
zweifelsohne außergewöhnlichen Gestaltungsphantasien der selbsternannten Seuche: Dessen erstes Demo wies nette
Blutverzierungen auf dem Silberling auf. Die logische Folge: Fragen wie "Brauchen Fäulnis solche Einlagen?" kamen
auf, aus Diskussionen wurden Grundsatzdiskussionen. Eine gewisse Aufmerksamkeit ist nun also da und der neue Streich
namens "Letharg" auch. Gleich vorab: Optische, nachträglich hinzugefügte Reize blieben diesmal aus.
Ein Stück, über zwanzig Minuten lang - Zeit genug, um den lethargischen Zuständen mittels Noten, einer reichen Anzahl
an kranken Samples sowie etwas dissonanten Klangorgien Raum zu verschaffen. Anfangs kommen einfache, dystopische
Bilder zeichnende Gitarrenstürme zum Einsatz, die ein "brennendes", also ziemlich rauschendes Soundpaket verpasst
bekamen. Schleppend zieht der Reigen voran, untermalt von mehreren Einspielungen, emotional verstärkt durch
gequältes, leicht quengeliges Runterquetschen der Lyrik. Nach kurzzeitigen Syntheziserattacken kommt ein schneller
gespielter Teil, der einen noch depressiv-sehnsüchtigeren Touch hat als sein Vorgänger. Wenig später wird erneut
die Szenerie gewechselt: Regengüsse, wummernde Untertöne, ziellos umherirrende Orgel-Passagen, Spontanität war hier
ausschlaggebend. Auf eine eindrucksvoll erzählte Sprechpassage folgen hohe Key-Säulen, akzeptable Standard-Breaks
sowie ausgedehnte Soli. Rauschen, existenzielle Nicht-Erkenntnis... Stille. Die Scheibe bleibt stehen.
Phänomenal ist "Letharg" nicht, dafür stützt sich die Basis zu sehr auf Samples und lässt einen einheitlichen
Aufbau vermissen. Hobby-Suizidler werden diese Scheibe dafür umso eher schätzen. Wer also nach einem vertonten
Strudel in eine andere Welt Ausschau hält, sollte mal der aktuellen Frucht der Fäulnis zugehört haben. Was da noch
kommen mag? |
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