CRYFEMAL

Perpetua Fúnebre Gloria (CD 2005)


Cryfemal sind mir vom vorherigen Album noch als hoffnungslos übersteuertes Krachungetüm in Tinnitus auslösender Erinnerung. Also drehe ich den Lautstärkeregler erstmal runter, bevor ich mich dem neuesten Werk des mittlerweile auf Minimalgröße geschrumpften Projektes widme.
Und ich höre... erstmal nichts. Also Lautstärke wieder rauf, und was muss ich vernehmen? Kein donnerndes Schlachtfest, sondern atmosphärisch gemeintes Rauschen im Stile Xasthurs. Ein recht dramatischer Stilwechsel, der zumindest mehr Lust auf Cryfemal macht als die Erinnerung an "With The Help Of The Devil". Andererseits ist Skepsis geboten, haben doch in letzter Zeit recht viele Projekte versucht, in Malefics Fußstapfen zu treten. Schließlich ist es gar zu verlockend und scheinbar so einfach, mit elektronischem Geklopfe und matschigen Gitarren für Stimmung zu sorgen. Im Allgemeinen sind diese Versuche natürlich kläglich gescheitert, und auch Einzelkämpfer Ebola hat hier kein zweites "Nocturnal Poisoning" vorgelegt.
Doch wirklich schlecht ist "Perpetua Fúnebre Gloria" auch nicht - dafür haben andere die Messlatte viel zu tief gelegt. "Lamentos Antes De Fallecer" (über die Übersetzung möchte ich an dieser Stelle nicht philosophieren...) leitet das Album getragen ein, und die Klanglandschaften wirken sofort vertraut: japanischer Trommler, flächige Keyboards und distanziert-kalt dahinfließende Gitarren. Wie bei fast allen Projekten dieses Subgenres klingt die strombetriebene Rhythmusfraktion nicht gerade berauschend - dabei ist es wirklich nicht unmöglich, auch ein virtuelles Schlagzeug vernünftig tönen zu lassen. Andererseits ist dieser kleine Mangel jedoch wirklich nicht das Ende der Welt. Viel eher bedauerlich ist die Abwesenheit jener magischen Momente, ohne die BM auf Dauer nicht auskommen kann. Dabei bemüht sich Ebola durchaus um Abwechslung, allein auf die Depri-Schiene kann man das Album in seiner Gesamtheit nicht festlegen. Gelegentlich klingt man fast wie Emperor auf ihrer legendären Mini, und "Tras La Muerte" versucht sich an prügelnder Zyklon-B-Intensität. Das hebt Cryfemal positiv vom Suizid-Einheitsbrei ab und verbessert die Laune des Rezensenten ungemein. Der hat ansonsten auch nicht mehr allzu viel zu meckern - nur die Gänsehaut, die muss er wohl woanders suchen.

6 /10

Official Website

Oniric Records

 

Erik
26.01.2006


Redaktionsbewertung:
azaghal 6 Erik 6
Gesamtdurchschnitt: 6