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Darkspace sind eine Band, die schon konzeptionell dazu einlädt, als Schreiberling ins Fabulieren zu verfallen. Da
kreuzen dann die Sternenzerstörer, und Todessterne vernichten die unendlichen Weiten des Kosmos. Aus schwarzen
Löchern kriechen explodierende Supernovae, um eine Sonnenfinsternis während des Urknalls zu bestaunen. Und im
schlimmsten Falle hat auch Darth V. einen röchelnden Gastauftritt.
Am Kern des Projektes geht dies jedoch in meinen Augen vorbei. Dieser kann mit zwei Worten beschrieben werden:
BLACK METAL. In erster Linie sind Darkspace nämlich genau das, was diese Stilrichtung potentiell interessant
macht: eigenständig, kompromisslos, tiefschwarz, zeitlos. Geschaffen rein aus künstlerischem Antrieb, blind und
taub für die Versuchungen des Zeitgeistes in allen seinen Formen.
Die zweite Schöpfung der Schweizer ist in Wirkung und Atmosphäre die konsequente Fortsetzung des Debüts. Darkspace,
das bedeutet tiefschwarze akustische Urgewalt, der man sich im Prinzip nicht entziehen kann. Für meinen Geschmack
klingt das neue Material dichter, das Album ist massiver, kompakter, schlicht noch wirkungsvoller als der Vorgänger.
Zu verdanken ist das neben der druckvoll schneestürmenden Produktion wohl dem Abschied vom Liedkonzept. War
"Dark Space I" eine Sammlung von sieben Stücken, so ist das neue Werk eher eine kompositorische Gesamtheit. Zwar
lässt sich auch "Dark Space II" in drei Abschnitte zerlegen, aber der Spannungsbogen umspannt das ganze Album, muss
nicht Lied für Lied neu aufgebaut werden.
Sollte ich die Akte des Albums ihrer musikalischen Wirkung nach benennen, so würde das auf "Aufbruch", "Am Abgrund"
und "Triumph" hinauslaufen - und wenn ich mich soweit aus dem Fenster lehne, muss ich das wohl ein bisschen näher
erläutern. Das erste Stück beginnt langsam, steigert sich stetig bis hin zu entfesselter Raserei. Um bei obigen
wolkigen Bildern zu bleiben: man verfolgt Geburt bzw. Erwachen eines "Helden", seine Entfaltung und erstes Jagdglück.
Unter "Held" kann sich dabei jeder vorstellen, was er will; von mir aus kann das auch eine ganz fiese Sorte
außerirdischen Lebens sein. Unserem Helden jedenfalls geht es blendend, rauschhafte Gitarren und unaufhaltsamer
Vorwärtsdrang geben davon Zeugnis. Zum Ende hin dann beruhigt sich die Lage etwas, um den Helden im zweiten Teil
Zweifeln und Hoffnungslosigkeit zu überantworten. Weltraumfanatiker können das Ganze auch als Motorschaden am Rande
des bekannten Universums interpretieren, der Fantasie sind hier weite Grenzen gesetzt. Schleppende, kalte
Ambient-Klänge bestimmmen die lebensfeindliche, lichtarme Szenerie. Erst im letzten Akt entkommt der Protagonist
dem Verderben. Wieder geht es stürmisch voran, Widerstand ist zwecklos. Doch im Vergleich zum Albumauftakt tritt im
Verlauf des Stückes immer deutlicher eine siegesgewisse Komponente hervor, sei es durch majestätisch schwebende
langsamere Passagen oder gewisse Keyboardakzente. Hier tritt kein zukünftiger Held mehr auf, sondern ein gestählter
Triumphator, ein Liebling der Götter.
Was uns direkt zurück zu Darkspace bringt. Denn Lieblinge der Musen sind die Schweizer allemal. |
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