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Bedauerlicherweise bin ich auch nach längerem Grübeln nicht dazu imstande, die nicht nachvollziehbaren Motive der
heutigen Black Metal-Bands zu begreifen, die sich richtiggehend selbstliebend "true" und "old school" schimpfen und
dabei glauben, man müsse als schwarzmetallische Formation unbedingt, in allen musikalischen Bereichen, die
Szenegötter Darkthrone kopieren, um diesen schnöseligen Attributen gerecht zu werden. Infolgedessen scheinen die
Herrschaften, darunter auch die soeben rezensierte Gruppe, der Ansicht zu sein, auch nur den kleinsten Funken an
Eigenständigkeit und Innovation aus ihren Gedanken verbannen zu müssen. Weiterentwicklung ist daher sowieso kein
Thema, ja, regelrecht ein Verbrechen, werden derartige kreative Ausschweifungen doch intern immer wieder als
Hochverrat bezeichnet.
Das mir vorliegende aktuelle Album der deutschen Kampfeinheit Graven stellt leider ebenfalls ein solches
unspektakuläres Exemplar dar. Obwohl die Jungs, zugegeben, wirklich guten und standhaften Killer-Black praktizieren,
der zudem auch noch atmosphärisch und superdüster zur Geltung kommt, fehlt es den Stücken vollkommen an Frische und
vor allem an Eigendefinition. Der Wiedererkennungswert ist aus diesem Grunde gleich null! Gespielt werden zwar, wie
gesagt, sowohl äußerst schmackhafte als auch eingängige Düsterkracher, jedoch wirkt es einheitlich betrachtet wie
ein sehr steril gehaltener Darkthrone-Auswurf. Das musikalische Spektrum reicht von ziemlich schnellen Passagen
über Midtempo-Parts, die in rhythmischer "Polka" gehalten sind, bis hin zu verdammt schleppenden, drückenden
Nummern. Das alles natürlich mit gewohnt dunklen und rohen Melodien ausgeschmückt, ein Anhaltspunkt dafür, dass in
dieser blasphemischen Combo ein gewaltiges Potential steckt, das anscheinend durch überhöhtes Klischeedenken
förmlich in weitläufige Schranken gewiesen wird. Ich hoffe, es versteht mich keiner falsch, die dargebotene
Soundkulisse gefällt mir als überzeugtem Schwarzstahl-Freak ganz gut. Allerdings höre ich aus der gesamten Scheibe
nichts heraus, was "The Shadows Eternal Call" das gewisse Etwas verleihen und das eine Band von vielen anderen
unterscheiden würde.
Graven beschneiden sich mit dieser Scheibe eigentlich nur selbst und zählen nun auch zu der Sorte von Black
Metal-Horden, die dem Spirit und der Magie dieses sagenhaften Genres den Wind aus den Segeln nehmen. Nur ein
bisschen Originalität und Individualität hat wohl noch keiner Gruppe geschadet. Aber bitte, lasst Darkthrone auch
Darkthrone sein und Burzum auch Burzum! Lasst euch von diesen Kultacts inspirieren und baut auf ihrem einzigartigen
Fundament auf, aber bitte gebt eurem Schaffen nur ein wenig mehr Identität, dann klappt es auch mit einer besseren
Kritik. Das sei übrigens für alle Black Metal-Truppen von heute gesagt. Mehr Worte kann und will ich eigentlich
auch nicht mehr darüber verlieren... |
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