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Wenn einen das Leben etwas lehrt, dann ist es ja wohl, ständig auf der Hut zu sein. Irgendwas läuft immer falsch;
wenn man am einen Ende alles richtig macht, hat man das andere schon vernachlässigt. Atras Cineris aus
Baden-Württemberg haben sich richtig Mühe gegeben, interessante Stücke mit einer Menge eigenem Flair zu schreiben
und dabei völlig vergessen, sie auch angemessen aufzunehmen. "Blut" klingt nicht besser als eine Proberaumaufnahme,
wie ich ziemlich enttäuscht attestieren muss. Die wirklich fast brillanten Gitarren, in denen viel Bewegung zu
erahnen ist, sind leider selbst auch nur zu erahnen, weil sie irgendwo hinter dem Bass fahl vor sich hinflirren.
Hätten sie Durchsetzungsvermögen und Biss, würde man sich an alte Abigor und vielleicht sogar aktuellere
Mayhem-Frickeleien erinnert fühlen. Da steckt viel Fingergeschick und ein gutes Ohr für gute Riffs abseits von
Powerchords dahinter und das findet man ja nun wirklich selten genug bei Bands im Demostadium.
Gerade der Vergleich mit den verblichenen Österreichern zieht ziemlich gut und lässt sich auch auf's Schlagzeug
ausweiten, das ziemlich virtuos, aber dennoch straight genug gespielt ist, um noch Black Metal zu sein. Das weiß
ich, weil ich Fantasie habe, nicht etwa weil man das besonders gut heraushören könnte - schonungslos betrachtet
klingt das Drumkit nämlich wie mit einem einzigen Gesangsmikro aufgenommen und das hängt über dem Crashbecken über
der Hi-Hat. Dafür dröhnt der Bass mit netten Linien alles kaputt und tut sein übriges dazu, den rohdiamantenen
Charakter der Stücke herauszustellen.
Einzig der völlig verhallte Kreischgesang ist wirklich gelungen in Szene gesetzt, ähnlich wie damals bei Silenius
versteht man so gut wie gar nichts von den Texten (bei denen man übrigens nichts verpasst hat, das man nicht ähnlich
schon woanders gelesen hätte). Nur den grunzigen Gesang mag ich ganz und gar nicht, weil er so viel Stimmung
verhunzt und total deplatziert wirkt, vor allem im Vergleich zu dem hübschen Gekreische. "Charme" ist überhaupt ein
gutes Stichwort, denn den hat diese Demo-CD irgendwo zwischen Tradition und Innovationswille, bei der man sich
wirklich mal vorstellen kann, dass die Band in einem professionelleren Studio so einiges hermachen könnte. 80% des
Materials sind wirklich gut und das heißt bei einer knappen halben Stunde auf einem Demo schon einiges. Gerade die
ruhigeren Passagen mit akustischer E-Gitarre wirken sehr atmosphärisch und düster. Ich empfehle, vor allem in
"...Of Pain And Despair" reinzuhören, auch das Titelstück ist aber durchaus repräsentativ. Es dauert zwar einige
Durchläufe, bis man sich halbwegs daran gewöhnt hat, dafür entwickelt die Scheibe aber auch Stimmungen, die man bei
deutschen Bands selten genug antrifft. Nur: die könnten eben noch besser ausgearbeitet und Welten besser präsentiert
werden.
Vielleicht ist die Zeit wirklich reif für den Beruf des Black-Metal-Produzenten... man nimmt eine talentierte Band,
treibt ihnen die Flausen aus, arrangiert und textet so lange, bis alles perfekt ist und verpasst ihnen dann einen
Killersound. Der deutsche Satyr sozusagen, hehe. |
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