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Dort, wohin es die meisten Ein-Mann-Combos verschlägt, hat dieser Ungar schon seit einiger Zeit tiefe Wurzeln
geschlagen... die Rede ist natürlich vom selbstmörderischen Schwarzstoff irgendwo zwischen Burzum und Wigrid. Trotz
des relativ jungen Projektalters weiß Protagonist Shadow die hungrige Meute mit bereits drei Langrillen still zu
halten, wovon alleine zwei in diesem dahinscheidenden Jahr ihren Weg ins dunkle Weltlicht gefunden haben. Das
vorliegende Debüt hingegen grenzt sich nicht nur durch den früheren Release-Termin von seinen Nachfolgern ab.
Musikalisch ist "The Shadowsoul" eine wahre Ohrenweide, deren Qualität bis jetzt nur annähernd wieder erreicht
wurde. Das mag schlichtweg daran liegen, dass hier eine Klangwelt ertönt, die einem sofort Ketten anlegt, einen zu
Boden fallen lässt und kein Erbarmen kennt. Zuerst fängt alles mit gedankenverlorenem Intro-Geklimper an, um dann
in ein schnelleres, emotionales Hin und Her zu münden. Dass es so gut wie keine langsameren Parts gibt, verwundert
anfangs, trägt aber zum bildlichen Aufbau einer chaotischen Leere bei, die von wilden Gedankensprüngen, teils auch
wirren Ängsten geprägt ist. Die ersten zwei Monumente beinhalten viele plötzliche Themenwechsel, halten das
Einzelpublikum also auf Trab. Sobald jedoch die ersten Sekunden von "Diewish" verstreichen, verliebt man sich sofort
in diese schmerzverhangenen, todessehnsüchtigen, dunkelfarbigen Keyboardteppiche, Widerstand erscheint zwecklos.
Zeitweise verstummen sie, um wenig später ein weiteres Mal in ihrer vollen Schönheit zu erscheinen. Wenn derartige
Elemente ins Soundgebräu gemischt werden, möchte man sich wünschen, ganz woanders sein Dasein fristen zu können, am
besten im schwebenden Zustand.
Was aber darüber hinaus dem Ganzen das i-Tüpfelchen aufsetzt, sind die hypnotisierenden Melodien, welche der
dunkelgrauen Synthetik "hilfreich" zur Seite stehen und so dermaßen schön sind, dass es einem das Herz herausreißt.
Da wirken die hasserfüllten Schreie Shadows fast wie ein Gimmick, eine Art Selbstverständlichkeit, ohne deren
gesicherte Präsenz der schwermütige Zyklus keineswegs geschlossen werden könnte. Und dann kam "Vow"... ich kann mir
beim besten Willen nicht erklären, warum solche außerirdisch wunderschönen Kompositionen von Menschen erschaffen
werden können, die sich nicht direkt nach Aufnahme den Kopf wegpusten. Denn spätestens nach Erschaffen solcher
Meisterwerke (!) bedarf es mit Sicherheit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein oder Lebenswillen (?), wenn es
wenige Tage später keine groben Klumpen Erde auf einen regnen soll, sofern man sich nicht kurzfristig ein einsames
Waldhäuschen mietet...
Dusk haben wahrlich Großes geschaffen, das steht unverrückbar fest. Natürlich könnten jetzt Schlaumeier das
vorlaute Maul aufreißen und mir vorwerfen, ich hätte mich von der überragenden Kompetenz insofern blenden lassen,
dass ich über die großspurige Burzum-Zitation großzügig hinwegsehe. Mag sein, legt man jedoch "The Shadowsoul"
ein, gibt es kein Burzum mehr. Dann gibt es nämlich nur noch Dusk und mich in meinem Universum. |
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