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Der Schundpol
1. Definition
Der Schundpol ist das Zentrum schlechten Geschmacks.
2. Allgemeine Charakteristik
Wie ein Magnet zieht der Schundpol musikalischen Sondermüll an. Mit dem Magneten verbindet den Schundpol auch ein
gewisser ordnender Einfluss auf seine Umwelt. Wo der Magnet die Elementarmagneten bestimmter Metalle ausrichtet,
sorgt der Schundpol durch gleichbleibend niedriges Qualitätsniveau für ein kleines bisschen Klarheit auf einem
überfüllten Markt. Doch im Gegensatz zum Dipolcharakter eines Magneten ist der Schundpol ein Monopol. In der Praxis
bedeutet das, dass Verschiebungen des Schundpols unauffällig und ohne Verwerfungen in der Welt guter Musik
stattfinden können. So ist es zu erklären, dass der Schundpol nach langen Jahren im Südwesten Deutschlands in
jüngster Vergangenheit in die Schweiz auswandern konnte. Das dürfte anfangs für etwas Verwirrung gesorgt haben, was
der Funktion des Schundpols zuwiderläuft. Aber nach Morgarts erschütternd schwachem Debüt sollten die Fronten
mittlerweile geklärt sein. Und um es uns nicht allzu schwer zu machen, hat der Schundpol seinen Namen ja auch nur
zur Hälfte geändert, "Black" ist er immer noch.
3. Fallstudie
Der jüngste Auswurf des Schundpols Black Tower Productions ist die dritte Veröffentlichung von Daemonheim, 35
Minuten Musik namens "Schlachtfeld". Darunter muss man sich einen weitgefächerten Mix aus Zutaten vorstellen, die
immer mal wieder als BM verkauft werden. So gibt es hier eine Prise Punk, dort ein bisschen Thrash, in der
Hauptsache jedoch tätsächlich etwas, das man als recht melodische Interpretation klassischen Schwarzmetalls
durchgehen lassen kann. Das Ganze ist recht klar, aber auch sehr schlapp produziert, was der Musik schonmal
jeglichen Biss nimmt. Aber an derlei kann man sich ja gewöhnen. Weniger leicht verdaulich sind die im Prinzip nicht
vorhandenen Arrangements. Die Band pappt verschiedene Stile und Stimmungen übergangslos aneinander, so dass man
letztendlich nicht sieben Stücke hört, sondern ein paar Dutzend Einzelteile, die zueinander in eher losem
Verhältnis stehen. Die Qualität dieser Fragmente schwankt zwischen schrecklich und kurzzeitig erträglich, dem
Bereich des Banalen entkommen Daemonheim aber nie. Für besondere Tiefpunkte sorgen beispielsweise die Leadgitarren,
die gelegentlich sehr seltsam am Rhythmus vorbeidudeln und ganz allgemein weder sonderlich mitreißend noch
emotional tiefgängig sind. Sehr "amüsant" auch ein kurzer Ausflug der Band in Richtung "Avantgarde" bei "Als
Rabenscharen flohen". Das Experiment an sich ist dabei gar nicht soooo schlimm, aber es verfestigt den Eindruck,
den man vom Rest des "Werkes" ohnehin hat. "Schlachtfeld" ist ein seltsam seelenloses Album, dessen Machern man
Ernsthaftigkeit einfach nicht abkaufen möchte. Allzu oft wirkt diese Veröffentlichung wie eine halbherzige Parodie.
Wen oder was (außer ihrer eigenen Inkompetenz) Daemonheim jedoch aufs Korn nehmen wollen, wird letztendlich nicht
klar. |
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