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Ich hätte es wahrlich nicht für möglich gehalten, dass ich eines Tages dieses Juwel in meinen gierigen Klauen
halten würde. Beinahe jahrelang habe ich nach dieser Scheibe gesucht und immer wieder kam die ernüchternde Antwort,
dass es diese wohl nicht mehr zu kaufen gäbe und dass diejenigen, die sie besitzen, wohl schön blöd sein müssten,
sie herzugeben. Doch vor 4 Wochen war es dann soweit. Aus dem schönen Österreich erhielt ich tatsächlich eine Mail
und so erstand ich diesen Silberling im beinahe lächerlichen Tausch gegen die kriegslüsternen Schwarzstahllieder
eines gewissen Rene W..
Und die Freude nach so langer Wartezeit machte mir das 3. Album der Norweger gleich noch schmackhafter, denn in
meinen Augen birgt es einfach die pure Essenz des BM, zumindest so, wie ich ihn kennen und schätzen lernte. Alleine
der Gesang Blodstrups spiegelt den Albumtitel, nicht zuletzt durch die durchgehende Verwendung der norwegischen
Sprache, perfekt wider, denn so abgrundtief bösen und hingerotzten Kreischgesang bekommt man selten zu hören. Hinzu
gesellt sich eine Melange aus Blastbeats, filigranen und atmosphärischen Midtempoparts sowie auch der ein oder
andere ruhige Moment. Für Abwechslung ist also definitiv, nicht zuletzt durch den Einsatz einer Tuba, gesorgt.
Meine persönlichen Favoriten auf diesem Meisterwerk sind zuallererst der forsche Opener "Menneskefar", dessen von
leichten, kaum wahrnehmbaren Keyboardnuancen unterlegte Blastbeats in Verbindung mit erwähntem Gesang mir auch beim
100. Mal hören eine Gänsehaut zaubern. Ebenfalls erwähnenswert ist in meinen Augen das Lied "Salme", welches
denjenigen unter euch, die nicht das Album besitzen, von einer alten Ablazecompilation bekannt sein könnte. Dieses
Stück bewegt sich größtenteils im Midtempo und überrascht im Refrain mit wunderschönem Klargesang und Akustikgitarren,
welche die bösartige Stimmung des Albums um eine weitere Facette bereichern. Auffällig ist auch der Sound, denn
dieser ist für ein Black Metal-Album ungewöhnlich fett und auch auf die Hörbarkeit des Basses (sogar ein Basssolo
ist in "Cyprianus" zu vernehmen) legte man großen Wert, was mir wirklich sehr gefällt.
So bleibt zusammenfassend ein Werk, dass wirklich keinen einzigen Lückenfüller enthält und welches mich rundum
überzeugen kann. Für die, die immer noch nicht überzeugt sind: Kennt ihr das Gefühl, wenn man nach langer Zeit ein
Album auflegt, dass man zu Anfang seines Black Metallerdaseins gekauft hat? Und kennt ihr diesen nostalgischen
Moment, der einen dann überkommt und wie die Gänsehaut langsam den Rücken herunterkraucht? Das ist genau die
Atmosphäre, die mich bereits beim ersten Hören dieser Scheibe gefangen hat, denn sie drückt ganz einfach das
Lebensgefühl des frühen nordischen Black Metal aus, was heutzutage leider kaum noch eine Band zu schaffen vermag,
in meinen Augen nicht mal Tulus' Nachfolgeband Khold, die die Hörer mit, in meinen Augen, seelenlosem Black Metal
zu beglücken versucht. Nein, damit hat "Evil 1999" absolut nichts zu tun. Dieses Album ist pure Bosheit, purer Hass
und pure Nostalgie. Wer die von mir oben beschriebenen Gefühle nachvollziehen kann, wird wissen, was ich meine.
Meisterwerk. |
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