|
Für einen Moment habe ich geglaubt, in diesem noch relativ jungen Projekt eine wahre Granate gefunden zu haben,
bietet der Erstling doch durchaus reife Leistungen in so ziemlich allen Belangen. Insbesondere der unerwartet
superbe Einsatz des imaginären Drum-Schemels hat mich schwerstens beeindruckt, stimmt schließlich nicht nur der
Sound, sondern auch die verwendeten, höchst abwechslungsreichen Patterns, ganz zu schweigen vom sechssaitigen,
typisch schwedischen Inferno, das einem um die Ohren fliegt. Aber irgendwie will die Scheibe selbst nach
tausendfacher Beschallung nicht so richtig zünden. Woran mag dieser Umstand liegen?
Ich nehme an, dass der Alleinunterhalter hinter Scorched hauptsächlich am von ihm selbst zurechtgeschraubten
Klangbild scheitert. Es ist mir eine Spur zu druckvoll, worunter alle Songs ein bisschen leiden. Man möchte
manchmal einen Knopf an der Anlage haben, der automatisch für einen rauheren, ausgeglicheneren Sound sorgt. Wo
interessante Collagen wie "As The Soil Bleeds Red", "Forsaken" oder "Upon Damnation Storms" kurzweilig wirklich
durchdacht aus den Boxen schallen und keinen Schaden an der korpulenten Produktion nehmen, langweilt "Rebel Souls"
mit schon abgelaufener Riff-Kost sowie vernichtend fetter Abmischung. Hinzu gesellen sich synthetisch erträgliche
Einschübe, welche allerdings so schlampig eingebaut wurden, dass man den Kopf vor lauter Unverständnis schüttelt.
"Cthuhlu" hat eine kurze Bridge, die mich jedes gottverdammte Mal zum Wahnsinn treibt, weil sie überhaupt nicht zum
beeindruckenden Rest passt.
Glücklicherweise gibt es weitaus mehr, an dem ich mich laben kann. Die letzten drei Stücke beispielsweise stellen
das Dreigestirn der Höhepunkte dar: Abwechselnd melancholisch, bösartig und zielstrebig brettert Akrobat Daniel von
einem Abschnitt zum nächsten - ohne rausstehende Naht natürlich. Von "Upon Damnation Storms" kann ich sowieso nur
Gutes berichten, da nebst gitarrentechnischer Extravaganz selbst die Keyboardspuren dem atmosphärischen Grundton
zusätzlichen Rückenwind geben. Aufbrausende Wellen beenden das knapp vierzigminütige Spektakel - Vorzeichen für
noch größere Taten? Wer weiß.
Jedenfalls leistet sich Herr Arvidsson, der unter anderem bei den Holländern Nibdem seine kreative Energie einbringt,
keine groben Schnitzer. Wenn man bedenkt, dass "Forever Dying Sun" lediglich eine Art Compilation alter und weniger
neuer Werke darstellt, wovon die neueren deutliche Fortschritte zeigen... dann möchte ich nur allzu gerne wissen,
was unter dem Namen Scorched noch so alles veröffentlicht wird. |
|