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Eigentlich sollte dieser Abend etwas anders verlaufen, aber es kommt ja immer anders. Was soll man denn schon
erwarten, wenn man nach langer Zeit der Abstinenz den gelobten Klängen des oben genannten Silberlings das Ohr leiht?
Die Tatsache, dass nun eine Nachtschicht für den enthusiastischen Rezensenten ansteht, ist zumindest für alle
Eingeweihten klar. Mit Tränen der Freude in den Augen begegne ich einem der größten Werke moderner, in der
Dunkelheit verwurzelter Klänge und mit offenen Armen empfange ich seine ausufernden Schwingungen zwischen eiskalter,
nordischer Härte und melodiöser Grazie. Wenn auch das Streben nach Perfektion einer nahezu unlösbaren Aufgabe
gleich zu kommen scheint, so waren die Eroberer doch mit diesem Album näher am Ziel als so viele vor und nach
ihnen. Nur was macht dieses Album zu einem solchen Phänomen?
Zum einen kann man sagen, dass wir es hier technisch mit dem Besten zu tun haben, was Black Metal zu dieser Zeit an
Talent zu bieten hatte. Zwei Gitarristen, die sich gegenseitig die vertrackten Leads zuspielen als wäre es ein
verdammter Fußball, gibt es in der schwarz verwurzelten Musikrichtung wohl auch sonst nirgends zu finden. Trym
Torson hatte bereits bei früheren Veröffentlichungen gezeigt, u.a. auch bei Enslaved, dass er sein Handwerk versteht.
Wenn man als Bassist in einer solche Gruppe unterwegs ist, werden automatisch Energien und Künste freigesetzt, an
die so mancher Viersaiterzupfer in seinen kühnsten Träumen nicht zu denken wagt.
Musikalisch gesehen ist bereits das Intro, durch seine Ruhe und gitarristische Melodieführung, ein Beweis für die
spielerische Klasse der hier vertretenen Gesellschaft, welcher übergeht in eine pompöse Ankündigung mit Trompeten
und Heldengesang. Spätestens als der Trommeleinsatz folgt und die Gitarre mit Lichtgeschwindigkeit einsetzt, muss
ich mir mit einem Taschentuch die Freudentränen aus dem Gesicht tupfen. Hach, ist das schön! Die ersten beiden Songs
nehmen den Hörer in die Mangel und warten mit Hochgeschwindigkeit, schönen, strategisch eingeflochtenen Wechseln
auf und befüllen das Hirn mit kryptischer Lyrik. Am Ende des dritten Stückes wird man eines weiteren besonderen
Aspektes gewahr, welcher Emperor auszeichnet und ein Stück weit unverwechselbar macht. Gemeint ist die Hereinnahme
von cleaner Vokalarbeit, vorgetragen in einem gleitenden Ausklang in Midtempo-Gefilden mit erhabener Melodie. Dieser
Mut und die musikalische Klasse der Gesangsarbeit sowie deren Variabilität suchen ihresgleichen auf dieser Welt,
schon allein, weil der Purismus dieser strengen Musikrichtung es nicht anders gebietet. Mit dezenten Keyboardeinlagen
wird der Sound facettenreicher gestaltet und bekommt dadurch noch eine weitere Option für gegenläufige oder separate
Tonausbrüche in melodiöser Form.
Zu Freuden des Schreibenden wird die Geschwindigkeit häufig variiert, so dass nie Langeweile aufkommt, man sich
zwischen tragenden Elementen und wütenden Ausbrüchen in einem erhabenen, wüsten und unvergleichlichen Bad der
Emotionen wiederfindet. Abgeschlossen wird dieses Meisterwerk durch ein wehmütiges, mit herrlicher Gitarrenmelodie
versehenes Outro. Wer an der Produktion etwas auszusetzen hat, möge bitte seine Ohren in Formalin einlagern lassen,
ich finde jedenfalls keine Beanstandung dahingehend. Passt, sitzt, wackelt und hat Luft. "Long Live The Emperor!" |
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