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Purismus ist ein angestrebtes Ziel vieler junger, meist auf ein einzelnes Individuum beschränkter Kapellen.
Synthetisches Gedrücke und Gedrehe, übel singende Weibsbilder, Filmsamples sowie Kompromisse werden aus den Songs
verbannt - man könnte fast meinen, sie seien alle dem Lager von Vorzeigegitarrist Tom Morello entsprungen, der
seinerzeit auch streng nach dem asketischen Regelwerk eines musikalischen Puristen lebte und immer wieder darauf
erpicht war, seinen absichtlich eingeschränkten Horizont jedem seiner Fans auf's Auge drücken zu müssen. Argathon,
ohne Sessiondrummer Asagh alleiniger Akteur bei Wintermoon, hat diese Vision ins dunkelste Metal-Reich gebracht,
um das verseuchte Brauchtum im Rahmen von zweihundert Einheiten von der Quintessenz der schwarzen Kunst zu
überzeugen.
Die Primärwaffen sind einfacher Natur: Man nehme eine reichlich verzerrte Stromgitarre, ein paar Becken (und keine
virtuellen Vorgaukler) sowie ein eher dumpfes Mikrofon, in dem der Protagonist seinen aufgestauten Hass gegen alles
und jeden rauskrächzen kann. Herausgekommen ist netter, monotoner Black Metal der alten Schule, vorwiegend
inspiriert vom skandinavischen Gesamtraum. Höheres Midtempo dominiert, klar, dass auch an Verschnaufpausen für
Hörer und Interpret gedacht wurde. In diesen glänzt das Duo - schmerzerfüllte, klirrende Riffs treffen entweder auf
wilde Cymbal- oder gezielt stampfende Bassdrum-Einlagen. Leider wird davon nicht allzu sehr Gebrauch gemacht, bei
Spielzeiten von durchschnittlich zehn Minuten wären mehr Einschübe dieser Art sicherlich hilfreich gewesen. Doch
selbst der kaum zu vernehmende und darüber hinaus uneigenständige Bass nimmt dem ursprünglichen, kalten Melodiegut
in keinster Weise das Licht weg, ganz im Gegenteil: Die Riffs sind der Hauptgrund, warum man den beiden Kriegern
Gehör verschaffen soll. Natürlich könnte ich euch jetzt noch weitere Adjektive auf den Kopf werfen, würden diese
jedoch meiner Faszination nicht wirklich gerecht werden. Mal wird's atmosphärisch, dann wieder düster, später dann
aggressiv... Woran der Projektleiter aber noch arbeiten sollte, ist das Einsetzen seiner Stimme. Störte dies beim
sehr empfehlenswerten Demo "Kingdom Of Hate" kaum, macht der eindimensionale Einsatz seines Krächzens jetzt wenig
Spaß. Gepflegtes Kreischen, Schreien oder, wie bei Urfaust, mentale Breakdowns fanden hier keinen Platz, was
angesichts des verzweifelten Materials ein kleines bisschen schade ist.
Meine Wunschliste für den nächsten Opus könnte kleiner nicht sein: Krankere Vocals und, sofern weiterhin auf
Überlänge gesetzt wird, noch größere Schlepp-Passagen sowie durchdachtere Bass-Arbeiten. Sonst stimmt alles; mit
dem Kauf von "Sorrow & Hate" kann nicht nur die kommerzfeindliche, Progression hassende Masse nichts falsch machen,
demzufolge verlässt das Debüt Wintermoons mit sieben verdienten Zählern die Rezensionsarena. |
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