BAEL

Bleeding For Him (MCD 2003)


Erneut sind es Franzosen, die mich aus dem Alltag reißen und mit beängstigender Vehemenz versuchen, mir den Verstand zu rauben. Hat man von dieser Formation noch die eher leise "Deathly Pale"-Kassette im Ohr, bleibt einem nach Genuss dieses Höllenspektakels der Atem weg.
Sofern die Boxen nicht kurz nach Betätigen des Dreieck-Knopfes aufgrund der infernalischen Lautstärke in die Luft fliegen, walzen sich Bael durch vier äußerst rohe, leicht einprägsame Hassattacken, deren Grundtenor dreckiger kaum sein könnte. Immer mit an Bord sind an den brutalen Thrash angelehnte Riffs, die wunderbar mit dem wilden Geknüppel seitens des Becken-Gestells konform gehen. Bis auf das schleppende "Ma Destruction" lärmen alle anderen Beiträge in den höheren Tempobereichen, was dem gewaltsamen Klangbild nur zuträglich ist. Diesen an sich schon unglaublichen Merkmalen gesellt sich ein Vokalist hinzu, der seine Stimmbänder dermaßen mältratiert, dass unweigerlich Urfaust ins Gedächtnis gerät. Auf penetrantes Krächzen folgt intensives Jaulen, Wehklagen oder bloßes Ausgekotze à la frühe Belphegor. Mag zwar am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig sein, lässt aber bei mehrmaligen Durchläufen keine andere Performance zu. Leider kommt der spärlich beschriebene Silberteller nicht ohne großen Minuspunkt davon: "Bleeding For Him" ist schlichtweg viel zu kurz! Elf Minuten sind gerade einmal zwei kurze Augenblicke lang, danach schweigt das missbrauchte HiFi-Gerät wieder.
In Sachen Kompromisslosigkeit, Aggressivität sowie Dissonanz holzen Bael auf schwindelerregend hohem Niveau, welches alle mir bekannten Bands gnadenlos umwirft. Zudem erstaunt der bemerkenswerte Fortschritt, den die Jungs seit ihrem letzten Demo hingelegt haben. Ein Grund mehr, um ihnen endlich Aufmerksamkeit zu schenken, sollte dies nicht schon längst gemacht worden sein. Heftig deftig!

8 /10

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Amicus
20.11.2005