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Der Bandname allein bringt die Notwendigkeit mit sich, vorliegendes Klangwerk "Chimera" differenziert zu betrachten.
So ist Mayhem gemeinhin bekannt als einer der Grundpfeiler und Vorreiter der norwegischen Black Metal Szene. Dabei
erregte die Band nicht nur musikalisches Aufsehen, auch der Mord am Gitarristen und Ladenbesitzer Euronymus durch
Count Grishnackh und der Selbstmord des Sängers Dead rotierten nicht nur in der nationalen Presse. Seit damals sind
viele Winter in die norwegischen Fjorde gezogen und neue Klangkunst versucht die Hörer zu begeistern.
Im Vergleich zu damals hat sich bei Mayhem einiges getan, die Präzision hielt bei den Musikern Einzug und man wurde
an seinen Instrumenten besser und besser. Ergebnisse dieses Prozesses sind auf "Chimera" eindeutig sichtbar, so ist
das Gitarrenspiel von Blasphemer filigran und variantenreich wie ich es selten hören durfte. Größtenteils im
Uptempobereich wird gesägt was das Zeug hält, in den Strophensequenzen wird ein wunderbarer Teppich für die kranke
Vokalarbeit von Maniac bereitet. Immer wieder tauchen Linien im Gitarrenspiel auf, bei denen eine rasende Melodie
den Rücken hinunter jagt und eine nie da gewesene Gänsehaut beschert. Phantastisch! Selbiges trifft, wenn nicht
noch in größerem Maße, auf das Schlagzeugspiel von Hellhammer zu. Ein Blick auf das unfassbare, im Booklet des
Albums abgebildete Schlagzeug, mit welchem "Chimera" eingehackt worden ist, reicht fast schon aus. Die Genauigkeit
der Taktierung ist phänomenal, die Rhythmuswechsel sind vielschichtig, die Akzentuierung der einzelnen Elemente ist
ausufernd, verspielt und doch mächtig. Geschwindigkeit ist kein Problem, womit sich Hellhammer in das Pantheon
allmächtiger Drumgötter zu Frost, Trym Torrson und Gene Hoglan gesellt.
Maniac und Necrobutcher komplettieren mit nicht minder qualitativer Arbeit die Band hinter diesem Album. Maniac ist
durch seinen variablen und ausdrucksstarken Stil zu einem großen und eigenständigen Vokalisten gereift. Necrobutcher
scheint in den Tonlagen unterhalb von Blasphemers Linien alles mitzumachen und erweist sich auch ohne
Gitarrenunterstützung als zuverlässiger und ausdrucksstarker Saitensäger. Die Songs sind im Vergleich zu den älteren
Stücken um einiges komplexer. Viele Wechsel akzentuieren das Spiel der Instrumente, Passagen gehen ineinander über
und geben dem Ganzen eine grollende, tiefgründige Boshaftigkeit. Dem Minimalismus wurde abgeschworen und die
schwarzmetallene Hochtönigkeit ist häufig nicht auszumachen.
Ein Album, welches, käme es nicht von Mayhem, allseits Anerkennung einheimsen dürfte, allein durch die Sonderklasse
der Instrumentenbedienung. Der Bandname hinterlässt immer noch den faden Beigeschmack der Veränderung und muss zum
Leidwesen des Albums mit der Glorifizierung alter Veröffentlichungen kämpfen. |
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